Nacktkatzen sind anfälliger für Verletzungen, weil sie kein Fell besitzen.
Tierschutz

Könnte das neue Tierschutzgesetz die Zucht von Nacktkatzen und Möpsen verbieten?

Wie extrem dürfen Möpse, Chihuahuas oder Nacktkatzen gezüchtet werden, damit sie Menschen gefallen? Das soll das neue Tierschutzgesetz regeln. Warum die Novelle so polarisiert.

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Sie hinterlassen keine Haare auf dem Sofa. Sie beißen nicht, sie bellen kaum. Sie sind so klein, dass sie in eine Bauchtasche passen. Derartige Nacktkatzen, Möpse oder Miniaturhunde wie Chihuahuas wurden nur aus einem Grund gezüchtet: um Menschen zu gefallen. Doch ihre Körper werden durch die Zucht so verändert, dass viele von ihnen kein Leben ohne Schmerzen haben können. Weil Nacktkatzen, auch Sphynx-Katzen genannt, kein Fell besitzen, sind sie anfälliger für Verletzungen und dürfen wegen Sonnenbrandgefahr nicht ungeschützt ins Freie. Möpse, die röcheln, klingen nicht niedlich, sondern kämpfen oft mit Atemproblemen. Chihuahuas kommen häufig mit einer offenen Schädeldecke zur Welt.

Diese Tiere leiden an Qualzuchtmerkmalen. So nennt man die Zuchtweise, bei der das Wohl der Tiere vernachlässigt wird – bloß damit sie Vorlieben von Menschen entsprechen. Damit soll es jetzt vorbei sein. Mit der Tierschutznovelle geht der Bund nun schärfer gegen die Qualzucht vor. Die Novelle, die diese Woche mit den Stimmen von ÖVP und Grünen beschlossen wurde, sieht vor, dass eine wissenschaftliche Kommission die Grundlagen zur Vermeidung von Qualzuchten erarbeiten und das Zuchtprogramm der Vereine künftig besser kontrollieren soll. 
Zur Freude der Tierschützer – und zum Missfallen der Züchter, die das Gesetz als Pauschalurteil kritisieren und nicht genau wissen, wie es in Zukunft für sie weitergeht.

FPÖ an Reaktionenflut beteiligt?

Was feststeht: Das neue Tierschutzgesetz zählt zu einem der meistdiskutierten Gesetze Österreichs. Selten wurde ein politisches Anliegen so intensiv besprochen wie dieses. Zum Vergleich: Bei den Übergangsbestimmungen für das Covid-19-Maßnahmengesetz, wo es darum ging, schrittweise Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie einzuführen, wurden 1136 Stellungnahmen beim Bund eingebracht. Bei der Tierschutznovelle waren es 855. Damit polarisiert der Tierschutz fast genauso stark wie die Pandemie. Das zeigt sich auch in den emotionalen Reaktionen: „Finger weg von unseren Haustieren!“ oder „Diese Kommission erinnert eher an die diktatorische Vergangenheit Österreichs“, heißt es in den Stellungnahmen.

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Redakteurin im Österreich-Ressort bei profil. War davor bei der "Kleinen Zeitung".