Sicherheitsparadoxon
Guten Morgen!
Wann haben Sie sich zuletzt akut unsicher gefühlt? Möglicherweise, als Notfallmediziner vor den knapp werdenden Intensivkapazitäten warnten? Oder weil Aufregung um mögliche Nebenwirkungen des AstraZeneca-Impfstoffes herrschte? War es vielleicht, weil es in der U-Bahn um Sie herum zu voll wurde? Ich tippe jedenfalls stark darauf, dass Sie sich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr davor fürchteten, Opfer eines Verbrechens zu werden.
Kriminalität ist in Österreich auf einem Tiefststand, wie neueste Zahlen des Innenministeriums zeigen: Im vergangenen Jahr gab es 11 Prozent weniger angezeigte Straftaten, ganze 20 Prozent weniger Eigentumsdelikte, ein Drittel weniger Morde. Die Pandemie hat unser Sozialleben auf den Kopf gestellt und damit auch die Kriminalität.
Ein Grund zum Feiern sind die gesunkenen Zahlen nicht. Im Gegenteil: Hohe, gesellschaftliche Unsicherheit ist auf echte Verbrechen nicht angewiesen, wie uns Covid-19 anschaulich lehrt. Gleichzeitig sieht sich die Polizei seit der Pandemie alles andere als unterfordert. In der neuen Ausgabe von profil setzen wir deshalb einen besonderen, sicherheitspolitischen Schwerpunkt: Edith Meinhart bekam für die aktuelle Titelgeschichte einen seltenen Einblick in die Ausrüstungskammer der Sondereinheit Wega, die bei den derzeit regelmäßig stattfindenden Corona-Protesten im Dauereinsatz ist.
Lesen Sie, wie sich Rolle und Auftreten der Staatsmacht wandelten und was die Beamten denken, die hinter der martialischen Montur stecken. Bildlich eingefangen wurde die Rüstungsschau von Fotograf Michael Rausch-Schott. Passend dazu konnte Redakteur Clemens Neuhold ein ausführliches Gespräch mit Innenminister Karl Nehammer führen. Es geht um die Zunahme von Corona-Kontrollen, Abschiebungen während der Pandemie und sein Verhältnis zu Vorgänger Herbert Kickl.
Ich wünsche eine spannende Lektüre und kommen Sie sicher durch die Woche!
Thomas Hoisl
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