Die Lage am Morgen: Die Ibiza-Affäre und ihre Folgen, Tag 5
Lange, quälende Minuten zeigten die TV-Kameras gestern Nachmittag nichts als die geschlossene Tapetentüre der Präsidentschaftskanzlei. Schließlich bewegte sie sich doch, heraus traten der Bundespräsident und sein Bundeskanzler, würdigten den verstorbenen Niki Lauda und erklärten dann, wie sie die Republik in den kommenden Tagen und Monaten führen wollen: Expertenkabinett, ruhig Blut, möglichst früher Neuwahltermin. "Wir betreten Neuland", erklärte Alexander Van der Bellen: "Aber es gibt keinen Grund, besorgt zu sein." Sebastian Kurz forderte anschließend "eine vollkommen unabhängige Aufklärung der Ibiza-Affäre". Nun, wir geben unser Bestes.
Im Moment spüren gleich zwei Rechercheteams von profil #Ibizagate und dessen politischen Auswirkungen nach. Erste Ergebnisse liegen schon vor, etwa über den Verein „Wirtschaft für Österreich“: Der ehemalige FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus soll zumindest einen potenten Geldgeber an den Verein vermittelt haben, der wiederum einige bemerkenswerte personelle Verflechtungen mit der FPÖ aufweist. "Ich habe mehrere tausend Euro gespendet", erklärte besagter Geldgeber gegenüber profil. Nun gilt es, der Spur des Geldes zu folgen. Was jetzt bereits offenkundig ist: Viele der konspirativen Auslassungen HC Straches auf Ibiza haben augenfällige Entsprechungen in der Realität des parteinahen Vereinswesens.
Inzwischen gibt es auch Hinweise darauf, wer das fatale Video gemacht haben könnte: Die „Presse“ und der „Kurier“ veröffentlichten gestern Abend die Namen zweier Männer, welche Johann Gudenus die vermeintliche russischen Oligarchin zugeführt haben sollen – ein Wiener Innenstadtanwalt und ein angeblicher Detektei-Inhaber aus München. Letzterer trat unter dem (Deck-)Namen „Julian Thaler“ auf. Über die Vorgeschichte hatte zuerst der Publizist Gert Schmidt auf seiner Homepage (eu-infothek.com) berichtet. Schmidt, bekannt als Kämpfer gegen das illegale Glücksspiel, ist ein Bekannter von Gudenus.Heute geht’s weiter. Sobald wir mehr wissen, sagen wir es Ihnen.