Die Lage am Morgen: Interregnum, Tag 4
Die Übergangskanzlerin ist präsentiert, auch wenn noch niemand weiß, ab wann genau sie regieren soll, kann oder darf. Und der Ibiza-Schwätzer denkt, statt sich ins Eselseck zurückzuziehen, allen Ernstes weiter darüber nach, sein EU-Mandat anzutreten und den Skandal seines Spekulierens, Handelns und Wirkens auf jene abzuwälzen, die ihn dabei beobachten ließen.
Angesichts verstörender Phänomene wie diesem gilt es gerade in Krisenzeiten, auch freundliche, ja friedliche Bilder zu mobilisieren: etwa jenes vom kleinen Johann Gudenus – und wir meinen hier den wirklich kleinen Gudenus, an den sich unlängst die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz im großen profil-Interview erinnerte. Sie rief überraschend jenen Moment auf, als sie den späteren FPÖ-Klubobmann einst als Baby kennenlernte: "Als Studentenvertreterin war ich einmal Gast im Hause Gudenus. Die reizende Ehefrau zeigte mir Baby-Johann. Ein sehr rührender Augenblick, ein herziges Kind.“ Nachsatz: „Wir sehen aber: Es hilft nichts."
Für die per Misstrauensvotum abberufene Regierung hegte die Autorin nie besondere Sympathien. In die FPÖ setzte die Autorin bereits Anfang 2018 in profil keinerlei Erwartungen, im Gegenteil: "Bei Haider ging es noch nicht darum, aus Österreich ein großes Dschungelcamp zu machen. Die FPÖ will Menschen aber inzwischen Schmerzen verursachen, sie in Lager sperren, sie außer Landes schaffen."
Dem jungen Altkanzler Kurz, der ÖVP und der FPÖ ist Streeruwitz auch 2019 alles andere als gewogen: "Diese Regierung hat uns alle betrogen. Das war Ihr und mein Vizekanzler! Es ist zwar üblich und zynisch in Österreich, so zu tun, als spielte der Staat keine Rolle, es ist aber genau das Gegenteil der Fall: Strache war mein Vizekanzler, der in Ibiza herumlungert und irgendeiner Tussi erzählt, wie er uns beherrschen will."
In diesem Sinne: Guten Morgen! Es kann nur besser werden.