ÖSTERREICHISCHE GESUNDHEITSKASSE / Gesundheitszentrum Favoriten in Wien
Lebensgefährtin von ÖGK-Obmann macht bei ÖGK Karriere
ÖGK-Obmann Andreas Huss und seine Lebensgefährtin haben im vergangenen Jahrzehnt eine Krankenkassen-Karriere hingelegt.
SPÖ-Gewerkschafter Huss war in den 2010er-Jahren Chef der Salzburger Gebietskrankenkasse, seine heutige Lebensgefährtin arbeitete dort zeitgleich in der Kommunikationsabteilung.
Durch die Fusion der neun Landeskassen zur Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) unter Türkis-Blau verloren die roten Arbeitnehmervertreter zwar ihre Vormachtstellung in den Kassen – doch im Verwaltungsrat sind sie immer noch vertreten. Huss wechselte als ÖGK-Obmann nach Wien, wo er seither der exponierteste Rote in der Kasse ist.
Nun steht auch seine Lebensgefährtin, die SPÖ-Gemeinderätin in einer Salzburger Kommune ist, vor einem Wechsel nach Wien. Wie „Krone“ und profil erfuhren, setzte sie sich gegen etwa 70 Bewerberinnen und Bewerber durch, die sich für die Leitung des Fachbereiches Gesundheitsförderung, Prävention und Public Health in der ÖGK-Zentrale interessierten.
ÖGK beauftragte Personalberater
Ihr einflussreicher Lebensgefährte habe damit aber nichts zu tun, erklärt die Kasse auf Anfrage von „Krone“ und profil: „Der gesamte Prozess wurde von einer externen Personalberatung durchgeführt, die einen Besetzungsvorschlag für die fachlich bestqualifizierte Person vorgelegt hat. Damit ist größtmögliche Objektivität sichergestellt.“
Die Personalberater bewerteten Huss‘ Lebensgefährtin als „hochqualifizierte Führungskraft mit langjähriger Erfahrung in der österreichischen Sozialversicherung“, die „über ein starkes Team, breite Akzeptanz und klare Visionen für die Weiterentwicklung“ verfüge.
Tatsächlich arbeitete die siegreiche Kandidatin bis zuletzt bei der ÖGK-Salzburg als Abteilungsleiterin. Denn trotz Fusion blieben die Strukturen der früheren Gebietskrankenkassen im Wesentlichen bestehen.
Complianceprüfung vor heikler Posten-Entscheidung
Der Verwaltungsrat – dem Huss angehört – war zwar nicht an den Vorschlag der Personalberater gebunden, sei diesem aber gefolgt. Einstimmig, wohlgemerkt. Also mit den Stimmen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Vertreter. Bei der ÖGK war man sich offenbar der Brisanz bewusst: „Zusätzlich gab es eine Complianceprüfung und Hr. Huss hat vorab eine Befangenheitserklärung abgegeben.“ Die Lebensgefährtin sei Huss „auch nicht unterstellt“.
Allerdings: Welche Qualifikation die unterlegenen Bewerber hatten, geht aus dem laut ÖGK „transparenten“ Prozess nicht hervor. Auf die Frage von „Krone“ und profil, wie viele ähnlich gut qualifizierte Personen unter den Bewerbern waren, machte die Kasse keine konkreten Angaben.
Offene Fragen
Auch auf die Frage zum zukünftigen Gehalt der Frau verwies die ÖGK-Pressestelle nur vage auf den Kollektivvertrag. Der sieht für diese Position der zweithöchsten Gehaltsklasse (G-1) je nach Vordienstzeiten etwa 7000 bis 10.000 Euro vor. Allfällige Zulagen noch nicht inklusive.
Ob die Personalentscheidung zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Vorfeld abgesprochen war, ist in diesem Fall nicht belegt. Die Lebensgefährtin eines hochrangigen Funktionärs zu sein, sollte kein Karrierevorteil sein – aber freilich auch kein Nachteil.