Michael Lindner (SPÖ)
Interview

Oberösterreichs SPÖ-Chef: „Man muss jeden Stein in der SPÖ umdrehen“

Michael Lindner, Landesparteichef in Oberösterreich, über die Lehren für die SPÖ nach der „herben Enttäuschung“ Nationalratswahl.

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Ich möchte Ihnen einen offenen Brief aus der SPÖ vorlesen. „Die Wahl eines neuen Vorsitzenden ist nur ein kleiner Schritt: Die Herausforderung besteht darin, die SPÖ zu einer demokratischen Mitmachpartei umzubauen, die politische Visionen hat und der die WählerInnen auch zutrauen, dass sie es kann.“ Würden Sie ihn heute unterschreiben?

Lindner

Diese politischen Ziele teile ich, aber so eine Entwicklung ist ein langfristiger Prozess. Man kann ihn auch nicht an Einzelpersonen festmachen, sondern muss in einer gründlichen Analyse jeden Stein in der SPÖ umdrehen.

Den offenen Brief haben Sie schon unterschrieben – 2016, als Christian Kern die SPÖ übernommen hat. Heute ist der Brief immer noch aktuell. Was sagt das über die SPÖ aus?

Lindner

Was die Mitmachpartei betrifft, habe ich die Inhalte für mich mitgenommen. Ich habe mich unter anderem als Landesvorsitzender der SPÖ einer Direktwahl gestellt. Das fehlende Vertrauen ist aber offenbar geblieben. Bei der vergangenen Nationalratswahl blieb die SPÖ bei ihrem historisch schlechtesten Ergebnis von 21 Prozent. Das Wahlergebnis war eine herbe Enttäuschung, das muss man offen sagen. Wenn die Bundesregierung Vertrauen verliert, Bierpartei und KPÖ nicht reüssieren und die Sozialdemokratie nichts dazugewinnt, haben wir große politische Probleme.

Was ist der Ursprung dieser Probleme?

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.