Österreich

LSD im Packerl: Polizei will mehr Kompetenz bei Drogen-Versand

Rund zehn Prozent der Suchtmittel-Delikte werden in Österreich über das Versenden von Drogen mit der Post begangen. Während das Bundeskriminalamt darauf pocht, Kontrollen zu verschärfen, erfülle man laut dem Finanzministerium seine Aufgabe ausreichend.

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Machen Sie das bitte nicht zuhause nach, aber: Es ist gar nicht so schwer, online Drogen zu bestellen. Während man sich früher durch das Darknet klicken musste, um an Kokain oder MDMA zu kommen, lassen sich verbotene Substanzen heute vergleichsweise einfach über soziale Netzwerke wie TikTok, Telegram oder Instagram bestellen. Glaubt man den Ermittlern beim Bundeskriminalamt, dann boomt das Business. 

Briefgeheimnis verhindert strengere Kontrollen

Bestellt wird mittels Codewörtern im Privatchat der Netzwerke, verschickt mit der Post. Ganz so gemütlich wie beim Shoppen auf Zalando ist es dann doch nicht. Oft werden Briefe und Pakete nicht direkt an die Wohnadressen der Empfänger:innen geschickt. Um ihre Identität zu verschleiern, erfinden sie Fantasienamen, wie Daniel Lichtenegger erzählt. Er leitet die Zentralstelle zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt: „Es muss grundsätzlich jedem Abnehmer klar sein, dass es keine vollständige Anonymität gibt.“

Die Polizei und das Innenministerium fordern, die postalische Drogenroute strenger überwachen zu dürfen: „Es gibt diverse Maßnahmen, mit welchen man diese Begehungsform via Postversand wirkungsvoll begegnen kann“. Gemeint ist eine Angleichung des Postgeheimnisses, das es den Beamt:innen ermöglicht, die Absender:innen und deren Adressen herauszufinden. Bisher kam die Polizei nur dann an Paketinformationen, wenn diese von Mitarbeiter:innen der Post gemeldet wurden. Passiert sei das laut Daniel Lichtenegger zu selten.

Potenzial gäbe es, so Lichtenegger, ebenfalls bei den Risikoanalysen. Darunter versteht man das Erkennen von „suspekten“ Packerl und Briefen. Hier wird etwa nach Filtern, wie Adressen, erfundenen Firmennamen oder der Form/Größe von den Sendungen unterschieden. Auch verstärkte Schwerpunktkontrollen an Verteilerzentren, und der Einsatz technischer Geräte wie Röntgen werden vom BMI gewünscht. Postdienstleister wie die teilstaatliche Post AG könnten da viel mehr tun, sagt Lichtenegger.

Laut Geschäftsbedingungen dürfen Post-Mitarbeiter:innen nämlich Pakete und Briefe öffnen, die ihnen suspekt vorkommen. Die Post sagt in einer Stellungnahme gegenüber profil, dass sie lediglich als reiner Transportdienstleister agieren würde. Bei Auffälligkeiten würde man selbstverständlich die Polizei verständigen, für das Auffangen der Drogenpakete wäre der Zoll verantwortlich.

Und der österreichische Zoll erfüllt laut eigenen Angaben seine Aufgabe ausreichend. „Das Zollamt Österreich ist in diesem Bereich auch in ständigen Kontakt und Austausch mit den zuständigen Sicherheitsbehörden auch um sich hinsichtlich der ständig veränderten Muster, Routen aber auch neuen Drogen und Suchtmittel im illegalen online Drogenhandel im Rahmen der Betrugsbekämpfung auszurichten“, heißt es aus dem Finanzministerium.

Seit Lockdown bestellen Österreicher:innen Drogen häufiger online

Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Bestellen von Drogen besonders beliebt geworden. Rund zehn Prozent der Suchtmittel-Delikte wurden laut Bundeskriminalamt über die Post erfasst - die Dunkelziffer könnte jedoch viel höher sein.

Ein großer Teil der verschickten Drogen soll aus zollfreien Ländern wie den Niederlanden stammen – das ermöglicht es Drogendealern, unauffälliger ihre Ware zu versenden, Behörden erschwert es die Kontrolle. Am beliebtesten sind Cannabisprodukte und synthetische Suchtmittel wie MDMA oder LSD: Lichtenegger bezeichnet sie als „Dauerbrenner“.

Cannabis aus Kanada

Besonders Cannabis soll in letzter Zeit häufiger versendet werden. Per Brief, aber auch in großen Mengen als Packerl. Häufig stammt das THC-haltige Kraut aus Ländern wie Kanada, Teilen der USA oder den Niederlanden, wo Marihuana legal ist. 

Im Drogen-Versandhandel dient Österreich nicht nur als Zielland, sondern auch als Drehscheibe – das bedeutet, dass österreichische Empfänger den verbotenen Inhalt der Pakete und Briefe weiter verschicken – Zielländer liegen oft in Ozeanien, wie profil erfuhr.

Zwischen Innenministerium und Finanzressort gibt es offenbar Gesprächsbedarf, ob genug gegen die postalische Drogenroute unternommen wird. Laut Finanzminister Magnus Brunner auf jeden Fall: „Im gut geplanten Zusammenspiel von Mensch, Diensthunden und Technologie gelingen regelmäßig erfolgreiche Kontrollen und Aufgriffe“, heißt es in einer Stellungnahme des Bundesministers gegenüber profil.

Die Behörden werden sich wohl auch in nächster Zeit nicht einig sein.

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.