Der Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger vor der Luegbrücke
Österreich

Erst enteignet, dann Wahlkampfthema: Das Dorf Gries und seine Brücke

Ein Tiroler Bürgermeister kämpft gegen die Neuerrichtung einer Autobahnbrücke - bis zur Enteignung. Das hat bundespolitische Auswirkungen.

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Karl Mühlsteigers größte Feindin thront wie ein massives Ungetüm über seiner Gemeinde, und das vielleicht Schlimmste daran: Er ist immer wieder auf sie angewiesen. Der Bürgermeister von Gries am Brenner, 47, hat gerade seinen Škoda in einer Kurve geparkt, ist aus dem Wagen gestiegen und steht jetzt vor ihr: Die Luegbrücke schlängelt sich über 1,8 Kilometer den Hang

des Sattelberges entlang, es ist die letzte Brücke der Brennerautobahn vor der Grenze zu Italien, und sie ist dementsprechend wichtig. Wuchtige Pfeiler tragen die Fahrbahnen, auf denen der Verkehr in Richtung Süden und zurück kursiert. Allein in diesem Jahr waren es knapp zehn Millionen Fahrzeuge. Weil die meisten Grieserinnen und Grieser beruflich pendeln müssen, sind sie zu den Stoßzeiten Teil des Verkehrs. Aber auch mit dem Feierabend sind sie ihn nicht los. Zu Hause hören sie den Lärm, der von der Luegbrücke dröhnt, und atmen den Feinstaub ein, den die Autos und Laster ausstoßen.

Und jetzt soll Karl Mühlsteigers Nemesis auch noch erneuert und verbreitert werden.

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.