"Lust, Leidenschaft und Liebe": Über die Kampagne der SPÖ-NÖ
SP-Spitzenkandidat Franz Schnabl will bei der Landtagswahlen in Niederösterreich mit unkonventionellen Plakaten die "erste Geige für die zweite Meinung" werden. Die Sujets stammen von der Agentur "Frischer Wind". Geschäftsführer Thomas Wagner im profil-Interview.
profil: Haben Sie mit einer solchen Debatte um Ihre Kampagne gerechnet? Thomas Wagner: Wir haben darauf gehofft, dass diskutiert wird.
profil:Es war also das Ziel zu provozieren? Wagner:Selbstverständlich. Wir hatten das Problem, dass wir im Vergleich zu Frau Mikl-Leitner einen unbekannten Kandidaten hatten. Und nur halb so viel Budget wie die ÖVP.
profil:Was war die Idee hinter den Sujets? Wagner: Wir haben uns gefragt, wo der Gegensatz zwischen den Kandidaten liegt. Es sind beide keine Jugendlichen. Aber nach dem Kennenlernen hat sich herausgestellt, dass Franz Schnabl ein sehr lebendiger Mensch ist und einen unkonventionellen Zugang zu Politik hat – und dass die SPÖ mit Franz Schnabl für Lust, Leidenschaft und Liebe stehen soll, im Gegensatz zur ÖVP, die für die harte Politik da ist. Wir haben uns gegen fad entschieden, dafür sind andere zuständig.
profil:Die SPÖ wolle nicht so ernst wie FPÖ und ÖVP sein, sagten Sie zur "Presse", braucht Politik nicht immer eine gewisse Ernsthaftigkeit? Wagner:Spaß und ernsthafte Politik sind keine Gegensätze. Das hat uns schon der frühere US-Präsident Barack Obama gezeigt. Wir zeigen, dass Herr Schnabl und andere SPÖ-Politiker auch Menschen sind. Das ist kein Fasching, was wir herzeigen, sondern gute Laune. Die Kampagne hätte auch gut zu Christian Kern gepasst.
profil:Vielleicht bei der nächsten Nationalratswahl? Wagner:Schauen wir mal, wie erfolgreich wir sind. Dann wird es sich schon ergeben.
profil:Haben Sie nach der Causa Silberstein gezögert, eine SPÖ-Kampagne zu übernehmen? Wagner:Wir haben nicht gezögert, sondern uns eher gefragt, ob wir in so kurzer Zeit die Person so bekannt machen können. Ich denke, das ist uns gelungen. Es gab ein Thema in diesem Wahlkampf und das war unsere Kampagne. Viele haben wohl damit gerechnet, dass die SPÖ nach der Nationalratswahl ganz ruhig wird, aber genau das haben wir nicht gemacht.
profil:Treten durch solche Kampagnen die Inhalte zu sehr in den Hintergrund? Wagner:Es ist ein Sympathiewahlkampf, der da geführt wird, von der ÖVP genauso, wie von uns. Inhalte gibt es immer mehr, aber zuerst mussten wir einmal sagen: "Hallo, mein Name ist Schnabl, Franz Schnabl!". Wir haben ihn bekannt machen müssen. Jetzt in der letzten Phase geht uns auch um die Inhalte. Worüber mehr geredet wird, liegt nicht bei uns, sondern beim Betrachter.
profil:Was haben Sie für Rückmeldungen bekommen? Wagner:Ganz unterschiedliche: Es gibt viele Leute, die begeistert sind, aber auch welche, die überfordert sind, was normal ist, wenn man so neu und erfrischend auftritt. Mit dem hat man bei der SPÖ ja nicht rechnen können. Wir haben auch extrem viel positives Feedback aus der Jugend und auch von Frauen bekommen, das ist schön.
Die Frau Landeshauptfrau soll bei einem Plakat vorbeifahren und sich denken: "Na, der Herr Schnabl, das ist ein Frecher! Aber recht hat er schon auch ein bissel."
profil:Gibt es Themen, die man nicht lustig verarbeiten kann? Wagner:Ich bin grundsätzlich bei Christian Kern, der einmal, gesagt hat "Wählen Sie keinen Politiker, der nicht über sich lachen kann." Aber es gibt natürlich auch Grenzen. Unser Zugang war ein frecher, unterhaltsamer. Wir wollen für Spaß und gute Laune stehen, denn schließlich ist es das, was die Politik den Menschen ermöglichen soll: Ein schönes Leben. Leute, die nur den Sheriff spielen, den Menschen Angst machen, das kann nicht unser Zugang zu Politik sein. Wir wollen auch Lösungen skizzieren und nicht nur über Probleme reden. Wir haben uns gedacht, die Frau Landeshauptfrau soll bei einem Plakat vorbeifahren und sich denken: "Na, der Herr Schnabl, das ist ein Frecher! Aber recht hat er schon auch ein bissel."
profil:Was erwarten Sie sich am Sonntag für ein Ergebnis für die SPÖ Niederösterreich? Wagner:Mindestens 25 Prozent.