Steiermark

Der „Mister Unauffällig“, der FPÖ-Landeshauptmann werden will

Mario Kunasek rechnet in der Steiermark mit einem blauen Sieg. Es ist die erste Wahl seit dem Nicht-Regierungsauftrag im Bund an die Herbert-Kickl-FPÖ. Das heizt die Proteststimmung weiter an und lässt Skandale vergessen.

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Montag, 18. November, eine knappe Woche vor der steirischen Landtagswahl. Im „Management Club“ in der Wiener Innenstadt sitzt an diesem Abend der Mann, der steirischer Landeshauptmann werden will, und erzählt, strotzend vor Selbstbewusstsein, aber im unaufgeregten Plauderton, wie er sich seine unmittelbare Polit-Zukunft vorstellt. „Dienstag, der 26. November, wird der spannendste Tag in meinem politischen Leben“, sagt Mario Kunasek.

 Zweifel, wer die Wahl gewinnt, plagen den FPÖ-Spitzenkandidaten nicht, auch sein Zeitplan steht fest: Der traditionelle „blaue Montag“ entfällt, schon für den Tag nach der Wahl sind die Parteigremien zusammengetrommelt. Am Dienstag will er die Gespräche mit den anderen Parteien starten: „Wer dann kommt von ÖVP und SPÖ, werden wir sehen. Irgendeiner wird kommen.“

Andere Alpha-Politiker hätten derartige Machtansprüche wohl demonstrativ lautstark verkündet, untermalt mit raumgreifenden Chef-Gesten. Andere FPÖ-Spitzenpolitiker hätten diese Aufstiegspläne noch mit deftigen Untergriffen gegen die politische Konkurrenz gespickt. Kunasek bleibt ruhig, grinst nur manchmal zähnebleckend breit. Und schildert seine Szenarien für den Machtwechsel in der Steiermark so trocken, als würde er eine Bauanleitung für einen Ikea-Kasten vorlesen. Eine politische Rampensau, die energisch nach vorn drängt, sieht anders aus.

Kunasek agiert zurückhaltend und so freundlich wie sein Wahlkampfmaskottchen, der „Kunibär“. Der steirische FPÖ-Chef ist alles andere als ein Mann zugespitzter Formulierungen oder provokanter Ideen. Was für ein Unterschied zum angriffslustigen Tabubrecher Jörg Haider, der vor Jahrzehnten in Kärnten geschafft hat, was Kunasek nun wiederholen will: Landeshauptmann zu werden. Die Steiermark ist in Teilen ausgeprägt deutsch-national, bereits die Vorgänger-Partei VdU, ein Nazi-Auffangbecken, kam 1949 auf 14 Prozent.

Es ist Kunaseks dritter Wahlkampf als Frontrunner. 2015, bei seinem ersten Antreten, pushten Themen wie die große Flüchtlingswelle die FPÖ auf 26 Prozent, mit knappem Abstand zu ÖVP und SPÖ. 2019 dann, nach der Ibiza-Implosion, der Absturz und fast zweistellige Verluste. Diesmal ist ein Zugewinn der FPÖ sicher, dafür braucht es offenbar gar keine Aufregungsmaschine.

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.