Menschen 2014: Claudia Bandion-Ortner, Arabisch für Anfänger
Ob das ein Trost ist? Die ehemalige ÖVP-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner schaffte es 2014, mit einer ihrer Aussagen nachhaltig zu beeindrucken. Ihr Satz "Das ist nicht jeden Freitag" wurde von einer Fachjury an der Universität Graz zum Unspruch des Jahres gewählt. Meistens reüssieren aktive Politiker in dieser Kategorie; Ex-Mandatare schaffen es nur selten.
"Nicht jeden Freitag"
Bandion-Ortner, 48, ist seit zwei Jahren stellvertretende Generalsekretärin des von Saudi-Arabien finanzierten "König-Abdullah-Dialog-Zentrums" (KAICIID) in Wien. Ihr preisgekrönter Satz fiel in einem profil-Interview Ende Oktober - und zwar als Replik auf die Festellung von Redakteurin Christa Zöchling, dass es in Saudi-Arabien an Freitagen nach dem Gebet öffentliche Auspeitschungen und Enthauptungen gebe. Bandion-Ortner fand das halb so wild, weil dergleichen ja "nicht jeden Freitag" stattfinde.
In demselben Gespräch lobte die Ex-Politikerin und Ex-Richterin auch das saudische Königreich als Reiseziel ("Ich war angenehm überrascht") und verteidigte die für Frauen vorgeschriebene schwarze Abaya ("Die ist praktisch. Ein angenehmes Kleidungsstück. Sie hat mich ein bisschen an den Talar erinnert.").
"Schockiert über die Blödheit"
Keiner ihrer Auftritte als Politikerin hatte je annähernd so viel Wirbel verursacht wie dieser. Er sei "schockiert über die Blödheit", meinte etwa SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder. Auch der neue ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner distanzierte sich von der einstigen Regierungskollegin: "Ich finde das negativ, was hier von ihr gesagt wurde."
Ihrem Arbeitgeber erwies Bandion-Ortner damit keinen guten Dienst. Die Bundesregierung kündigte an, die Arbeit des Zentrums in Zukunft etwas genauer zu beoachten. 2015 steht die Verlängerung des Vertrags mit der Republik an; davor werde es eine genaue Prüfung geben.
Grenzenlos naiv
Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Schaden, den Bandion-Ortner sich selbst zufügte. Schon als Justizministerin hatte die gebürtige Steirerin überfordert gewirkt. Nun dürfen sich all jene bestätigt fühlen, die schon damals fanden, dass diese Frau im Laufe ihrer Karriere das eine oder andere Mal zu oft befördert worden war. So grenzenlos naiv sollte eine ehemalige Justizministerin nicht drauflos plaudern.
Bekannt geworden war Bandion-Ortner 2008 als Richterin im Bawag-Prozess. Zwei Jahre später hob der Oberste Gerichtshof ihr Urteil großteils auf, "weil uns das zu wenig war", wie der OGH-Senatsvorsitzende Rudolf Lässig lakonisch feststellte.
Diese Analyse passt irgendwie zu Bandion-Ortners gesamter Karriere.