Menschen 2014: Sabina und Samra, die Postergirls des IS-Terrors

Menschen 2014. Sabina und Samra wurden die Top-Models des Dschihad

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Sie sind beide sehr hübsch, und obwohl diese Tatsache eigentlich keinen Unterschied machen sollte, spielt sie eine entscheidende Rolle: Sabina und Samra, 15 und 16 Jahre alte Wienerinnen bosnischer Herkunft, sind die Postergirls der Islamisten. Im April machten sich die Mädchen auf den Weg in Richtung Syrien. Seither gibt es kaum gesicherte Informationen über ihr Schicksal, aber jede Menge Gerüchte. Vor allem der in-und ausländische Zeitungsboulevard liebt die Geschichte dieser Teenager, die aus ihrem modernen Leben flüchteten, um sich freiwillig einem grausamen, mittelalterlichen System zu unterwerfen. "Wir gehen nach Syrien, kämpfen für den Islam. Wir sehen uns im Paradies", stand angeblich in den Abschiedsbriefen an ihre Eltern.

Das alles ist, man kann es nicht leugnen, noch ein wenig schwerer zu glauben, weil Sabina und Samra so gut aussehen. Auf den wenigen Fotos, die im Umlauf sind, posieren die beiden, als hätten sie sich gerade für eine Party schick gemacht. Sie sind geschminkt und scheinen mit der Kamera zu kokettieren. Wären die zwei nicht echt, die Propaganda-Profis des "Islamischen Staats" müssten sie erfinden. In einer Gesellschaft, die sich über finster dreinschauende Männer mit langen Bärten definiert, wirken Sabina und Samra wie eine paradoxe Intervention.

Mittlerweile gibt es auch andere Fotos, die angeblich dieselben zwei Mädchen zeigen. Junge Frauen im blauen Niqab, dem Vollschleier arabischer Musliminnen, strecken darauf den Zeigefinger der rechten Hand in die Höhe. Sind das wirklich Sabina und Samra? Oder handelt es sich um einen makabren Internetscherz?

Wie unzuverlässig soziale Netzwerke als Informationsquellen sind, lässt sich anhand dieser Geschichte exemplarisch belegen. Eine der zwei jungen Frauen sei tot, hieß es im September. Stimmt nicht, kam bald darauf die Entwarnung. Dem Vernehmen nach wurden Sabina und Samra inzwischen mit IS-Kämpfern verheiratet; es kann auch sein, dass zumindest eine schwanger ist. Dann hieß es, dass die Mädchen gern nach Österreich zurückkehren würden. Bestätigt ist nichts davon. Es lässt sich nicht einmal zweifelsfrei feststellen, ob die Ausreißerinnen es überhaupt geschafft haben, die syrische Grenze zu überqueren. Ihre Spur verliert sich in der türkischen Stadt Adana, 100 Kilometer von der Grenze entfernt.

Zuletzt waren die Nachrichten dramatisch: "Eines der Mädchen ist bei Kämpfen in Syrien umgekommen, das andere ist verschwunden", erklärte ein Anti-Terror-Experte des UNO-Sicherheitsrates in einem Interview. Gesichert ist auch das nicht. Aber ein Happy End wird immer unwahrscheinlicher.

Rosemarie Schwaiger