Mercedes-Benz 600 Pullman (1964) mit dem Kennzeichen W-1.000

Warum dieses Auto in Österreich bleiben soll

Zehn Jahre lang war dieser Mercedes-Benz 600 Pullman in den 1960er- und 1970er-Jahren Österreichs Staatskarosse Nummer eins.

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Die Rohdaten sprechen für sich: 250 Pferdestärken, acht Zylinder, eine Länge von über sechs Metern und eine Beschleunigung wie ein Sportwagen. Nicht nur Elvis Presley hatte einen Mercedes-Benz 600 Pullman, sondern auch John Lennon, Udo Jürgens oder Elizabeth Taylor. Eine dieser Limousinen kommt jetzt in Wien unter dem Hammer. Das schwarze Automobil mit dem Baujahr 1964 und dem staatstragenden Kennzeichen W-1.000 (nur hinten, vorne prangt das Wappen der Republik) hat Österreichs Bundespräsidenten Adolf Schärf, Franz Jonas und Rudolf Kirchschläger zehn Jahre lang als Staatskarosse gedient und Gäste wie Reza Pahlavi, den Schah von Persien, das britische Königspaar und unzählige weitere Staatsoberhäupter befördert.

Das Fahrzeug war bisher Teil der Sammlung Wiesenthal, die zu einer Wiener Autohändlerdynastie gehört. Insgesamt befinden sich 17 Mercedes-Oldtimer im Besitz dieser Sammlung. 13 Objekte werden am 1. Dezember durch das Dorotheum versteigert. Der Schätzwert für die Präsidenten-Limousine liegt zwischen 180.000 und 260.000 Euro.

profil: Frau Direktorin Sommer, die Präsidentenlimousine Mercedes-Benz 600 Pullman soll am 1. Dezember im Camineum der Österreichischen Nationalbibliothek versteigert werden. Wie schätzen Sie den historischen Wert des Fahrzeuges ein? Monika Sommer: Das Objekt ist für die österreichische Zeitgeschichte absolut relevant. Man kann anhand dieses Fahrzeuges viele Aspekte der Zweiten Republik erzählen. Die Limousine war nicht nur unter den Bundespräsidenten Adolf Schärf, Franz Jonas und Rudolf Kirchschläger zehn Jahre lang im Einsatz, die Nutzungsgeschichte ist zudem medial auch sehr gut dokumentiert. Das Fahrzeug wäre im Haus der Geschichte, aber auch in einem anderem österreichischen Museum sehr gut aufgehoben.

Queen Elizabeth und Prinz Philip unterwegs mit dem Mercedes-Benz 600 Pullman.

profil: Bei solchen Auktionen geht ein Gutteil der Objekte an ausländische Käufer. Wäre es nicht eigenartig, wenn dieses Stück österreichischer Geschichte ins Ausland wandern würde? Sommer: Natürlich. Das Problem ist, Österreichs Museen haben einfach nicht so große Ankaufsbudgets, um sich so ein begehrtes Objekt leisten zu können. Es gibt seit vielen Jahren die Problematik, dass viele Kulturgüter, die bei solchen Auktionen versteigert werden, nicht in heimischen Museen landen. Beim konkreten Fahrzeug hoffe ich, dass sich doch noch ein Mäzen finden lässt.

profil: Könnte das Auto über Umwege also doch noch im Haus der Geschichte landen? Sommer: Das ist aktuell allein aus Platzgründen schwierig. Es wäre aber absolut wünschenswert, wenn wir nicht nur das Fahrzeug, sondern auch mehr Platz bekommen würden. Ich würde mir aber wünschen, dass dieser Mercedes-Benz für die Republik erhalten bleibt.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.