Wiener-Bürgermeisterkandidat Michael Ludwig

Michael Ludwig: Wiens oberster Vermieter setzt auf neue Brücken

Wiener Bürgermeister-Kandidat Michael Ludwig im Porträt.

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Michael Ludwig (56) will mehr: Der Wiener Wohnbaustadtrat, der seit 2007 dieses Amt ausübt, bewirbt sich um die Nachfolge von Langzeit-Stadtchef und SPÖ-Landesobmann Michael Häupl. Dass er Ambitionen hat, den Schritt an die Spitze zu wagen, war ihm schon lange nachgesagt worden. Ludwig scheute schließlich auch die Auseinandersetzung mit Häupl nicht - den er nun beerben möchte.

Der am 3. April 1961 geborene Wiener übernahm den Stadtratsposten für Wohnen und Stadterneuerung im Jänner 2007 vom späteren Kanzler Werner Faymann, der damals als Infrastrukturminister in den Bund wechselte. Im März 2009 stieg er zudem zum Vizebürgermeister auf. Die Freude darüber währte jedoch nicht lange: Er musste den Titel bei der Erstauflage von Rot-Grün im Jahr 2010 an Neo-Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) abtreten.

Der stets freundlich und konziliant wirkende Ressortchef propagierte Smart-Wohnungen - die kleiner und anders aufgeteilt sind als "normale" Wohnungen - und setzte unter anderem auf Law-and-Order. Die Hausordnung wurde in den städtischen Wohneinheiten zuletzt flächendeckend affichiert. Die Gemeindebauverwaltung "Wiener Wohnen" hatte aber auch selbst Erklärungsbedarf, zum Beispiel als mutmaßliche Fehlverrechnungen von Handwerksfirmen kolportiert wurden.

Mit Neu-Zuzüglern ließ Michael Ludwig Strenge walten. 2015 wurde der Zugang zum städtisch subventionierten Wohnbau verschärft. Seither gilt: Je länger man in Wien hauptgemeldet ist, desto weiter rückt man auf der Warteliste nach vorne. Diese Regelung war ein weiterer Mosaikstein in jenem Ludwig-Bild, das Kritiker - auch aus der eigenen Partei - gerne verbreiten. Welches da lautet: Der Stadtrat wolle, so sagen sie, jenes Klientel bedienen, das sich auch für Parolen der FPÖ erwärmen könne.

"FPÖ-Wähler nicht außen vor lassen" ( Interview November 2017)

Dementsprechend gilt er als Proponent des eher rechten Flügels in der Partei. Dass die Gesprächsbasis mit den Blauen gut sein dürfte, zeigte sich auch an der großen Zustimmung bei der Stadtrats-Wahl nach dem Urnengang 2015. Er erhielt bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats deutlich mehr als alle anderen Ressortchefs. Konkret waren es 81 von 98 gültigen Stimmen - Ludwig wurde also auch von FPÖ-Mandataren unterstützt. Für die "breite Zustimmung" müsse er sich nicht entschuldigen, befand der SP-Politiker nach der Abstimmung. Inzwischen geht er jedoch entschieden auf Distanz zu Blau und auch zu Schwarz, nicht zuletzt wegen der von der SPÖ als unsozial gebrandmarkten Pläne in Sachen Mieten.

In Porträts des Ressortchefs, der auch Bezirksparteiobmann in Floridsdorf ist, fehlt ein Begriff quasi nie: Flächenbezirke. Dort, so heißt es, sitzen seine wichtigsten Unterstützer. Tatsächlich hat Ludwig auch in seinem Bewerbungsscheiben an die Delegierten vor einem "Auseinanderdriften" zwischen Innen und Außen gewarnt: "Es ist an der Zeit, dass wir neue Brücken bauen zwischen den Bezirken und Stadtvierteln. Dass wir Neubau und Floridsdorf klug untereinander vernetzen (...)."

Beim Auseinanderdriften der Lager in der Wiener SPÖ galt Ludwig hingegen stets als Schlüsselfigur. Er mutierte zum Gegenspieler und Kontrahenten des Bürgermeisters ohne diesen je direkt zum Abdanken aufzufordern. Dafür waren andere zuständig: Der ehemalige Wiener SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch - ein enger Vertrauter nicht nur von Ludwig, sondern auch von Ex-Kanzler Faymann - war einer der ersten, der Häupl nahelegte, doch beizeiten seine Nachfolge zu regeln.

Als Ende 2016 schließlich eine Regierungsumbildung im Raum stand, ging Ludwig erstmals in die Offensive. Er rechne fix mit seinem Verbleib, ließ er selbstbewusst wissen. Wenig später begab sich Häupl persönlich ins Ludwig-Büro um die Wogen zu glätten. Unmittelbar profitiert hat von den Querelen - zumindest bis dato - niemand. Sowohl Ludwig als auch Häupl mussten beim Landesparteitag der SPÖ 2017 eine historische Abstimmungsschlappe verschmerzen.

Vor seinem Stadtratsamt setzte Ludwig seine Schwerpunkte vorrangig im Kulturbereich, wobei seine politische Laufbahn relativ spät begann. 1991 wurde er zum Landesbildungssekretär der SPÖ ernannt, 1994 zum Bezirksrat in Floridsdorf gewählt. 1996 zog er in den Bundesrat ein, wo er drei Jahre blieb. Im Gemeinderat übernahm Ludwig den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturausschusses.

Für diese Aufgabe hatte er in seinem Hauptberuf Erfahrung sammeln können. Der studierte Politologe und Historiker ist Vorsitzender des Verbandes Wiener Volksbildung und damit Chef der traditionsreichen Volkshochschulen im Roten Wien. Ludwig war als Kurs- und Projektleiter in der Erwachsenenbildung tätig, bevor er 1986 zum pädagogischen Leiter einer Volkshochschule avancierte. Daneben war er von 1991 bis 2007 Landesstellenleiter in der politischen Akademie der SPÖ, dem Dr. Karl-Renner-Institut.

Ludwig hat eine Lebensgefährtin - und zuletzt sein Erscheinungsbild geändert: Er trägt seit rund zwei Jahren keinen Bart mehr. Der Macht ist er inzwischen übrigens näher gerückt: Im Herbst zog das Wohnressort von einem nahegelegenen Bürogebäude ins Rathaus.

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