Grenze zu Ungarn: Grenzkontrolle und Überwachung durch das Bundesheer und die Polizei.

Militäraufgebot gegen Flüchtlinge an der Grenze zu Ungarn

Die Regierung schickt hunderte Soldaten und Drohnen an die Grenze, weil immer mehr Flüchtlinge über Ungarn nach Österreich kommen. Ist das sinnvoll oder reine Show? [E-Paper]

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von Thomas Hoisl und Magdalena Riedl

Zertretene Turnschuhe, bunte Jacken, verdreckte Jeans, leere Rucksäcke. Der Berg Kleidung am Rand des Waldes im burgenländischen Nikitsch wird fast täglich höher, meint Stabswachtmeister Matthias B.: „Das ist ein Lager- und Umziehplatz für Flüchtlinge.“ Daneben ein Bach und ein Fußweg, der wenige Hundert Meter nach Ungarn und in die andere Richtung in den Ortskern der Gemeinde führt. Als „Lineal“ bezeichnen die Bundesheerler so eine Route: Schlepper können Flüchtlinge auf ungarischer Seite aussetzen und sie leicht lotsen, ohne sich selbst zu gefährden.

Mit einem Stock stochert Unteroffizier Matthias B. in den Kleidungsstücken, deutet auf einen Nagelzwicker und ein Stück Seife. Das Etikett einer Fleece-Jacke stammt aus einem Kleidungsgeschäft nahe Athen, die Seifenverpackung aus Kroatien, sagt B.: „Die meisten machen sich nach der Reise hier ein bisschen frisch, um anschließend weniger aufzufallen.“
 

Trotzdem werden derzeit fast alle entdeckt: Erst wenige Stunden zuvor erhielt  B. einen Anruf von einer Anrainerin aus Nikitsch. Sie meldete einige Personen, die „hier definitiv nicht hergehören“. B. schickte einen Bundesheer-Trupp los, der bei einem Parkplatz 14 junge Männer fand – 13 aus Bangladesch, einer aus Indien stammend. Sie verhielten sich wie die meisten Flüchtlinge: ruhig. „Die wollen sich meistens einfach hinsetzen, einen Schluck Wasser.“ Und natürlich: Asyl.

Über 5500 Menschen griffen Bundesheer und Polizei nach eigenen Angaben heuer allein an der burgenländisch-ungarischen Grenze auf – der höchste Wert seit 2016. Vor drei Wochen rückten Innenminister Karl Nehammer und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner zur Pressekonferenz aus. „Das europäische Asylsystem ist gescheitert“, so Nehammer. Und weiter: „Wir ziehen daher unser Sicherheitsnetz an der Grenze massiv hoch.“ 400 zusätzliche Soldaten wurden von Klaudia Tanner dafür ins Burgenland beordert. In Summe sind 1400 Sicherheitskräfte am Assistenzeinsatz beteiligt.

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