Mirsad O.: Der gefährlichste Prediger Österreichs
Wer sagt aus gegen Mirsad O. ?
Seit seiner Verhaftung in einer Novembernacht des Jahres 2014 sitzt der serbische Staatsbürger isoliert von anderen Häftlingen in einer Zelle des Grazer Landesgerichts. Seine Frau hat keine Besuchserlaubnis, weil sie es sich verbietet, die Burka abzulegen. Draußen sammelt derweil eine einschlägige Facebook-Gruppe Spenden für den „politischen Gefangenen“ und stellt Audio-Files von dessen Predigten ins Netz. Langatmige, zeitraubende Vorträge. An einer Stelle hört man Mirsad O. mit dröhnender Stimme sagen: „Österreich ist ein demokratischer Staat.“ Großes Gelächter unter seinen Zuhörern. In dieser Welt gilt der westliche Staat nichts. Man glaubt an die Scharia.
„Kein einziger Jugendlicher, der seine Predigten gehört hat, belastet Mirsad O. und behauptet, er hätte sie angestiftet, nach Syrien in den Kampf zu ziehen“, sagt sein Anwalt Stephan Jürgen Mertens, Exponent eben jenes Systems, das sie so leidenschaftlich ablehnen. Mertens sagt, er habe den Fall aus juristischem Ehrgeiz übernommen. Er sei Substitut eines Grazer Pflichtverteidigers, der vom Staat gestellt werden muss. Denn Mirsad O. hat kein Einkommen. Seit drei Jahren lebt die nun neun-köpfige Familie in einer Wiener Gemeindewohnung von Sozialhilfe und Kindergeld.
Das Verfahren am Grazer Landesgericht ist ein Präzedenzfall. Niemals zuvor wurde ein Prediger als geistiger Brandstifter für Terror und Mord angeklagt: als einer, der Jugendliche indoktriniert und ihnen die religiöse Legitimation gegeben haben soll, in den „Heiligen Krieg“ zu ziehen.
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