profil-Morgenpost: Abkürzen, aber richtig!
Den bestimmten Artikel soll man nicht unterschätzen, insbesondere, wenn man noch die Volksschule besucht. Dass auch eine politische Partei den „Begleiter“ so wichtig nimmt, dass er Teil der Abkürzung des Parteinamens wird, ist aber neu. Was gute Gründe hatte, denn „DÖVP“ (sprich: „De Ö Vau Pe“) klingt arg nach Wiener Dialekt, und außerdem würde das „D“ vorne dran nicht eben zum Alleinstellungsmerkmal gereichen: DSPÖ, DFPÖ, DNEOS… Doch wie gestern berichtet eröffnet „Die Allianz für Österreich“ ein neues Kapitel der Demokratiegeschichte: DAÖ, die Partei, die den Artikel voranstellt (und dafür auf die Präposition verzichtet). Inhaltlich wird die Bewegung vor allem durch die Beleidigtheit ihres Leider-noch-nicht-Obmanns Heinz-Christian Strache angetrieben, was als Wertefundament noch ein klein wenig schmal anmutet.
Aber zurück zur Abkürzung: Eigentlich hätte sich ja „AfÖ“ angeboten, doch da dürfte einem politologisch geschulten Gründungsmitglied aufgefallen sein, dass dies verdächtig nach dem österreichischen Arm der AfD klänge, der Alternative für Deutschland, was eine allzu deutliche ideologische Vorentscheidung signalisiert hätte. Aber warum nicht ein knappes „AÖ“? Naja, versuchen Sie, fünfmal hintereinander „AÖ“ zu sagen, was Prof. Peter Filzmaier (hier ein altes, aber immer noch lesenswertes Porträt des High-Speed-Analytikers von Rosemarie Schwaiger) geblüht hätte, ohne dabei so betrunken zu wirken wie ein Vizekanzler in einer Sommernacht auf einer spanischen Ferieninsel. Hm, so gesehen hätte „AÖ“ die Corporate Identity der 3-plus-1-Mann-Partei verstärkt.
„FFF“ ist – schneller Themenwechsel – auch nicht eben eine besonders flüssige Buchstaben-Kombi zu Abkürzung von „Fridays For Future“. Sie können aber davon ausgehen, dass die Anhänger der Klimaschutz-Bewegung den heutigen Freitag nicht vorüberziehen lassen, ohne uns alle daran zu erinnern, dass wir CO2 ausstoßen, auch wenn wir bloß rumsitzen und „DAÖ“ sagen. Und daran, dass der „Green Deal“, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgestern präsentiert hat, nicht ausreicht, um Freitage wieder zu Schultagen werden zu lassen.
Heute auf dem Demo-Programm: „Swarming“. Heißt: Kleingruppen schwärmen in ganz Wien (und anderen Städten) aus und singen überraschend auf öffentlichen Plätzen „Klima-Weihnachtslieder“. Falls Sie deshalb im Stau stecken und Klima-Weihnachtslieder nicht so Ihrem Groove entsprechen, hier ein von profil-Herausgeber Christian Rainer verfasster und als Podcast vorgetragener Leitartikel zum Thema Greta versus Dummheit.
Schönen Tag!
Robert Treichler
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