profil-Morgenpost: Ansichten einer Kapitänin
Im Juni dieses Jahres wurde Carola Rackete schlagartig berühmt. Als Kapitänin der Sea-Watch 3 durchpflügte sie wochenlang das Mittelmeer auf der Suche nach einem sicheren Hafen für 53 Flüchtlinge, die sie an Bord hatte, bis sie schließlich in Lampedusa anlegte – gegen den ausdrücklichen Willen des damaligen italienischen Innenministers Matteo Salvini. Rackete wurde vorübergehend festgenommen und avancierte zu einer Galionsfigur des zivilen Widerstands. Inzwischen hat die 31-jährige Deutsche den Aktionsradius erweitert und stellt ihr Engagement in den Dienst des Kampfes gegen den Klimawandel. Aus Anlass der Veröffentlichung ihres Buches „Handeln statt hoffen“ (ab 4. November erhältlich) traf sie Bartholomäus von Laffert und Robert Treichler in Wien zu einem langen, sehr persönlichen Interview. Racketes Ansichten zu Seenotrettung, Migration, Ressourcenverschwendung, Kapitalismus und Demokratie geben Einblick in das Denken einer jungen, kritischen, um die Zukunft des Planeten besorgten Generation.
Grausige Realität
Das Erziehungsheim im oberösterreichischen Steyr-Gleink war, man kann es nicht weniger drastisch formulieren, die Hölle auf Erden. Zwischen 1950 und 1980 wurden Kinder dort mit psychischer und phyischer Gewalt schier unvorstellbaren Ausmaßes gequält. Ein Bericht im Auftrag der Caritas legt nun auf 500 Seiten minutiös Rechenschaft ab – „ein zeitgeschichtliches Dokument uferloser Niedertracht und unentrinnbarer Gewalt“, wie Edith Meinhart in ihrem Artikel (Hier geht's zum ePaper) schreibt, der sich streckenweise liest wie das Treatment zu einem Horrorfilm, tatsächlich aber eine grausige Realität abbildet. Allein die Lektüre nimmt einen spürbar mit – doch das ist gar nichts, verglichen damit, was unzählige Kinder buchstäblich am eigenen Leib erfahren mussten!
Wir wünschen Ihnen dennoch einen angenehmen Dienstag! Sven Gächter