profil-Morgenpost: Die Sackgasse zum Sieg
Woran merkt man, dass im eigenen Leben etwas falsch läuft? Zum Beispiel daran, dass von zwei möglichen Ausgängen aus einem Dilemma beide schnurstracks in eine Sackgasse führen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner war gestern in so einer Situation, während sie auf die Ergebnisse der burgenländischen Landtagswahl wartete.
Eine Niederlage der pannonischen SPÖ würde ihr angekreidet, das wusste Rendi-Wagner. Ein sattes Plus für die Genossen wäre aber genauso bitter; immerhin hat Landeshauptmann Hans Peter Doskozil oft genug klargestellt, dass er mit der Bundespartei nichts zu tun haben will, weder inhaltlich noch personell. Über die „linken Eliten“ (zu denen auch die Parteichefin gehört) hat er besonders gerne gelästert.
Worauf Rendi-Wagner hoffte, ist nicht überliefert – das Wahlergebnis schon: Die SPÖ Burgenland hat einen Erdrutschsieg gelandet. Und das, obwohl Spitzenkandidat Doskozil wegen einer Stimmbanderkrankung den gesamten Wahlkampf nur im Flüsterton absolvieren konnte. Das muss ihm erst mal jemand nachmachen.
Der burgenländische Ansatz – linke Sozialpolitik, rechte Positionen bei Migration und Sicherheit – würde wohl auch westlich von Eisenstadt funktionieren. Dummerweise agiert schon die türkis-grüne Regierung nach einem ähnlichen Bauplan. Außerdem sind Teile der SPÖ dafür nicht zu haben. Rendi-Wagner muss sich also etwas anderes einfallen lassen. Und der siegreiche Doskozil wird in Zukunft als Parteifreund wohl noch ein bisschen anstrengender sein als bisher.
Mit einem sehr viel ernsteren Thema als der heimischen Innenpolitik beschäftigt sich Christa Zöchling in diesem Heft. Sie besuchte zwölf Altösterreicher in Israel, die noch selbst bezeugen können, was der Holocaust bedeutete. „Sie sprechen von ihrer verratenen Liebe zur Heimat, ihrer Odyssee übers Meer und über eine Sehnsucht, die immer währt: Gerüche, Landschaften und die Sprache der Kindheit“, schreibt Zöchling in ihrer berührenden Coverstory.
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