profil-Morgenpost: Entspannen mit Dunkelziffer

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Sebastian Hofer

Relax – if you can: „Bis zum 7. März war Corona bei uns nicht offiziell bekannt, am 9. haben wir zugesperrt“, erklärt Bernhard Zangerl, Betreiber einer inzwischen weltbekannten Ischgler Après-Ski-Bar, im neuen profil. Womit immerhin zwei Dinge bewiesen wären, erstens: Es gibt nur, was es offiziell gibt, und das ist das, was von der Tiroler Landesgesundheitsbehörde als existent anerkannt wird. Über die ontologischen, physikalischen, aber auch theologischen Auswirkungen dieser Tatsache wird die Fachwelt noch lange streiten. Zweitens: Auch im Angesicht einer existenziellen Gefahr bewahren echte Profis Ruhe und schlafen lieber zweimal darüber, als übertrieben überstürzt, also zum Beispiel halbwegs rechtzeitig zu reagieren. Darüber wird die Tiroler Landesgesundheitsbehörde mit den beteiligten Profis wohl noch länger streiten.

Unstrittig ist: Die Corona-Krise dauert zwar schon ein Zeiterl – Sven Gächters Bilanz der ersten 50 Lockdown-Tage lesen Sie hier –, aber noch nicht annähernd lange genug, als dass wir einschätzen könnten, in welchem Schlamassel wir da denn nun wirklich gelandet sind. Das liegt auch daran, dass die Fakten immer noch schrecklich unklar sind. Nicht einmal auf die gute alte Dunkelziffer kann man sich noch verlassen. Wie wir gestern erfahren haben, tendiert die Zahl der unerkanntermaßen mit dem neuartigen Corona-Virus infizierten Österreicherinnen und Österreichern gegen null – und niemand kann einem sagen, ob das nun eine gute oder schlechte Nachricht ist. Kein Wunder, dass trotz schleichender Renormalisierungstendenzen viele Österreicherinnen und Österreicher lieber noch ein- bis zweimal darüber schlafen, bevor sie sich wieder ins Sozialleben stürzen. In einer aktuellen profil-Umfrage erklärten 29 Prozent der Befragten, sie würden sich nach der Wiedereröffnung der Gastronomie Ende kommender Woche einen Lokal- oder Restaurantbesuch zwei Mal überlegen, 28 Prozent gaben an, bis auf Weiteres keinerlei Besuche geplant zu haben. Dazu ein kleiner Appetitanreger aus der Internetpräsenz eines weltbekannten Tiroler Skiorts: „Seit Eröffnung des Restaurants vor über 20 Jahren zählen die Spare Ribs zu den Spezialitäten und sie können mittlerweile als Kitzloch Klassiker bezeichnet werden. Natürlich erwarten Sie auch weitere Köstlichkeiten. Das Après Ski beginnt täglich um 15 Uhr.“

Bleiben Sie entspannt, wenn Sie können, und bleiben Sie uns gewogen.

Sebastian Hofer

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Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.