profil-Morgenpost: Humbug!
Neben den verdammt guten Gründen, in einer profil-Ausgabe zu schmökern – Wer hat die Eurofighter-Piepen eingesteckt? Wo hakt es in der Pflege? Warum müssen Flüchtlinge auf Lesbos in Zelten hausen? – gibt es einen, der sich oft mitten in langen Texten gut versteckt hält: Zum Beispiel in der aktuelle Ausgabe, Seite 18: Innenpolitik-Redakteur Gernot Bauer durchleuchtet des Bundeskanzlers hintergründige Gesprächsstrategien und flicht listig-erhellend den Begriff „Humbug“ ein, gefolgt von der Anmerkung, dass der US-Philosoph Harry G. Frankfurt das englische Pendant „Bullshit“ zum Thema eines 1986 erstmals erschienen Textes machte, in dem er sich unter anderem auch auf den großen österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein beruft! Wie konnte man mir das während meines allzu langen Philosophie-Studiums unterschlagen?!
Huhn in der Blase
Ebenso wenig war mir bisher bekannt, was „Speckstein“ ist, während ich hingegen in dem Glauben lebte, dass Wikinger Hörnerhelme trugen. Beides thematisiert der Archäologe Matthias Toplak im profil-Interview, wobei er jedoch letzteres ein wenig herzlos als „Humbug“ entlarvt. Bullshit!
„Eatdrink“-Hauben-Kolumnist Klaus Kamolz kennt Wörter aus allen erdenklichen Sprachen, jedenfalls aus solchen, deren dazu gehörige Völker gut kochen können. „Poularde en vessie“ reicht er diese Woche, was deutlich eleganter klingt als Huhn in der Blase. Auf der Seite nebenan erfindet „Autodrom“-Pilot David Staretz einen Begriff, ohne den die Sportwagenberichterstattung nie wieder auskommen wird: „Waldorfschulabholtauglichkeit“.
Hintergrund-Vordergrund-Hintergrund
So gleiten wir neugierig-gelehrsam von einem uns bis dato unbekannten oder unzureichend interpretierten Wort zum nächsten, während wir darüber informiert werden, was es mit dem Hintergrund des Vordergrundes des Hintergrundes bei Gesprächen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz auf sich hat und dergleichen mehr.
Nie war Humbug schöner! Robert Treichler
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