Symbolbild

profil-Morgenpost: Recherchieren ohne Viren

Guten Morgen!

Drucken

Schriftgröße

Die profil-Redaktion befindet sich derzeit in einer Art freiwilligen Quarantäne: Seit Montagmorgen recherchieren wir vom Homeoffice aus – über das Virus, die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft. Und wir gehen der politisch brisanten Frage nach, ob Tiroler Corona-Hotspots wie Ischgl nicht viel früher reagieren hätten müssen. Der Liftbetrieb lief dort bekanntlich bis zum vergangenen Wochenende.

Die Arbeit vom Küchentisch, der Wohnzimmercouch und dem Arbeitszimmer bringt jedenfalls einen entscheidenden Vorteil: So vermeiden wir, dass einer von uns zur unfreiwilligen Virenschleuder wird, wie Patientin 31 in Südkorea: Die Frau dürfte – ohne es zu wissen – weit über 1000 Menschen angesteckt haben. Die Kollegen von Reuters haben dazu eine beeindruckende Rekonstruktion gestaltet.

Liebgewonnene Routinen

Im Homeoffice ist zwar die Ansteckungsgefahr gering, doch liebgewonnene Routinen fallen weg: Der geschmacklich mittelmäßige (aber kostenlose) Bürokaffee, die an- und aufgeregten Debatten in der Redaktionssitzung, der Applaus für die Kollegen mit den Aufdeckerstorys. Michael Nikbakhsh und Stefan Melichar hätten ihn sich am gestrigen Montag für ihre neuerlichen Enthüllungen zum FPÖ-nahen Vereinsnetzwerk verdient – ein Mailverkehr legt nahe, dass Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp in die Vereinsgründung involviert war und dass einer der Vereine seine Tätigkeit „gerade im Wahljahr 2015 in Wien besonders entfalten“ sollte. Das wird noch interessant! Seid aus der Ferne beklatscht, Kollegen, wir holen das hoffentlich bald persönlich nach.

Virussichere Telefonkonferenz

All diese Routinen wurden am gestrigen Montag durch eine virussichere Telefonkonferenz ersetzt. Der Sound war überraschend gut. So gut, dass während der Diskussion über die kommende profil-Ausgabe sogar ein leises Hüsteln in der Leitung zu hören war. Alle hatten sofort denselben Verdacht, ein Kollege sprach ihn offen aus: Ist es Corona? Die betreffende Kollegin beschwichtigte glaubhaft: Es war nur ein harmloser Raucherinnenhusten.

Mögen die kommenden Wochen für Sie ähnlich glimpflich verlaufen. Bleiben Sie gesund und bleiben Sie gut informiert – zum Beispiel hier.

PS: Sollten sich in Ihrem Bekanntenkreis Corona-Skeptiker befinden, zeigen Sie Ihnen diese brillante Visualisierung der Washington Post zur exponentiellen Verbreitung von Viren.

Jakob Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.