profil-Morgenpost: Wenn uns die Hitze schreddert
Guten Morgen!
Ein Schredder dient zur Sperrmüllzerkleinerung, früher nannte man ein solches Gerät einen „Häcksler“ oder „Hacker“. Vor Hackern fürchtet sich die ÖVP seit 2017 – nicht vor Sperrmüllzerkleinerern, sondern vor den synonymen Datenabsaugern, die damals ÖVP-Geheimpapiere an die Öffentlichkeit spielten. Aus Angst vor neuerlichen Hackereien – „Wir sind gebrannte Kinder“ (ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer) – wurde nach dem Platzen der ÖVP/FPÖ-Koalition im Mai Herr M. (damals Mitarbeiter des Kanzleramtes, heute der Volkspartei) zu einem gewerblichen Schredder-Betreiber geschickt, um dort fünf Festplatten vernichten zu lassen. In James-Bond-Filmen ist M. bekanntlich der Boss, in der ÖVP nur ein junger Mann, der „nicht korrekt“ (Karl Nehammer) gehandelt hat. Zur Strafe muss sich M. vielleicht 23 James-Bond-Filme innerhalb einer Woche anschauen, wie das profil-Kulturchef Stefan Grissemann schon 2012 tat, als Schredder wahrscheinlich noch „Hacker“ hießen.
Ihre politischen Mitbewerber sehen in der Schredder-Sache eine Staatsaffäre, die ÖVP einen weiteren Anlass, auf ihre Opferrolle und das Dirty-Campaigning im Wahlkampf 2017 zu verweisen, das seinerzeit von profil aufgedeckt wurde. Jedenfalls zeigt die Chose: Die ÖVP hat ein IT-Problem, das den Parteiobmann ausgerechnet im IT-Mekka (bzw. für eine christlich-soziale Partei: im IT-Mariazell) Silicon Valley einholte. Dort wird an künstlicher Intelligenz geforscht, die in Zukunft Mitarbeiter millionenfach ersetzen könnte (auch solche in Parteizentralen).
Ex-Innenminister Herbert Kickl nutzte den Vorfall für eine Klarstellung: Er hätte das Innenministerium nach seiner Entlassung ordentlich übergeben, geschreddert wurde laut Kickl nichts – auch nicht die lahmenden Polizeipferde. Herbert Kickl hält Sebastian Kurz übrigens für einen „Schönwetterpolitiker“ – warum erklärt er im aktuellen profil-Interview.
Einen gelungenen Schönwetter-Donnerstag wünscht die profil-Redaktion – auch wenn uns die Hitze heute schreddern wird!