profil-Morgenpost: Ungeahnte Harmonie!
In liebevollen Worten hat Leserin Inge H. in einer Zuschrift an die Redaktion gestern die Lektüre der profil-Morgenpost gelobt. Allerdings mit einem leicht alarmierenden Zusatz: „Was mir leider sehr fehlt, ist die Kulturberichterstattung!“ Dies trifft insbesondere den Kulturredakteur, der sein Themenfeld seit je in fast schon imperialistischer Expansionsmanier in alle Ressorts und Debatten des profil zu schmuggeln bemüht ist, natur- und wesensgemäß hart. Auch weil, abgesehen von den großen Kulturgeschichten, die wir in unseren Printausgaben allwöchentlich ausbreiten, das profil online inzwischen – siehe dazu unseren täglichen „Corona-Chroniken“-Newsletter – ein eigenes „Krisen-Feuilleton“ eingerichtet hat, mit musikalischen und literarischen Miniaturen zum Einserthema unserer Gegenwart.
Die Kunst ist in der Krise unabdingbar
Natürlich: Hier könnte man einwenden (und tatsächlich wenden dies derzeit zu viele Zeitgenossen ein), dass eine Welt im Ausnahmezustand schlicht andere Probleme habe als die Verfasstheit der aktuellen Kunstproduktion. Aber diese Sicht der Dinge greift erstaunlich kurz, kann die Komplexität der Lage nicht annähernd erfassen. Denn als scharfsinnige Begleiterin der Menschen und ihrer Zeit hat die Kultur noch jede Krise fassbarer, transparenter gemacht, auf ganz andere, freiere Weise als Politik und Wissenschaft auch Ausblicke in die jeweils nahe Zukunft gewährt. Die Kunst ist somit unabdingbar, um zu verstehen, was um und in uns vorgeht, insofern ist Frau H. rückhaltlos Recht zu geben.
Was natürlich keinesfalls bedeuten soll, dass sich in dieser Zeitung nicht auch jede Menge außerkulturell Schlagkräftiges findet: Kollegin Rosemarie Schwaiger etwa analysiert hier das Gespenstische an der ungeahnten Harmonie zwischen Regierung, Volk und (den meisten) Medien, an der offenkundigen Sehnsucht nach dem neuen, „mildtätigen“ Autoritarismus, der sich gerade Bahn bricht.
Erhellendes Zusammenspiel
profil-Wissenschaftschef Alwin Schönberger bringt die Corona-Krise in einer Serie von Podcasts auf den jeweils jüngsten Forschungsstand. Und der Wiener Philosoph Fahim Amir denkt über die neue Hochkonjunktur des Wartens sowie den antikapitalistisch-viralen Vergeltungsschlag des durch die Gier der Menschen fast von der Erdoberfläche verschwundenen Schuppentiers nach. Nur zum Beispiel. Man sieht somit schon, worauf profil Tag für Tag abzielt – auf das erhellende Zusammenspiel von politischen, wirtschaftlichen, sozialen, wissenschaftlichen und eben kulturellen Nachrichten, Recherchen und Meinungen.
Die Redaktion wünscht Ihnen alles Beste für den Heimwerkerdienstag.
Stefan Grissemann
P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter auf jeden Fall erwarten? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.