profil-Morgenpost: Vermummt und zugenäht
Spät, aber beherzt hat nun auch der internationale Luxussektor die Zeichen der Zeit erkannt und die Produktion von Gesichtsmasken und Schutzanzügen angekündigt. Illustre Modehäuser wie Balenciaga, Saint Laurent, Prada oder Gucci wollen ihren Teil zur Eindämmung der Corona-Pandemie beitragen. Fashionistas, die schon den ersten, streng limitierten Haute-Couture-Modellen ab 1750 Euro (gegen 500 Euro Aufpreis auch in der virenresistenten Goldlamébox) entgegenfiebern, dürften dabei jedoch nicht auf ihre Kosten kommen; das Angebot wird zunächst nach streng funktionalen Standards ausgerichtet.
Auch ausgewählte Kollektionen für Krisenmanagement-Schlüsselkräfte sind vorerst wohl keine Option. Im Falle der österreichischen Bundesregierung lässt sich das durchaus stichhaltig argumentieren: Nach einer recht soliden, umsichtigen Performance in den vergangenen Wochen gewann zuletzt das blanke Chaos Oberhand. Seit gestern gilt de facto ein Vermummungszwang in Supermärkten, obwohl niemand so genau weiß, woher die dafür nötige Unzahl an Masken kommen und wer im Einzelnen über deren korrekte Verwendung wachen soll. Aber Hauptsache, Kurz & Co. signalisieren grimmige Entschlusskraft! Bisher hielt sich der Unmut der Bevölkerung über die amtlichen Maßnahmen einigermaßen in Grenzen, doch der fragile soziale Frieden könnte bald einmal kippen – und sei es wegen einer Handvoll überforderter Türsteher vor den Supermärkten.
Natürlich gibt es drängendere Probleme als den neuen Verhüllungskodex. EVA LINSINGER und CHRISTIAN RAINER verhandeln sie gewohnt kompetent im aktuellen profil-Podcast.
Und unverbesserlichen Maskenmuffeln sei versichert: Es kommt auch wieder einmal eine Zeit der schonungslosen Ent-hüllungen!
Sven Gächter
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