profil-Morgenpost: Und wer spricht von Norbert?

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Wolfgang Paterno

Man soll mit dem Entsetzen keine Späße treiben, der schaurigen Ernsthaftigkeit aber auch nicht völlig kampflos das Feld überlassen. Alle Welt redet über Corona, und zwar so, dass einem zwangsläufig eine Weisheit des großen Komikers und noch größeren Menschenfreunds Karl Valentin in den Sinn kommt. "Es ist eigenartig", soll das Münchner Original einst gerätselt haben, "dass jeden Tag gerade so viel passiert, wie in eine Zeitung passt." Selbst der "Sendlinger Anzeiger", um wahllos ein Magazin herauszugreifen, müsste derzeit mindestens im Umfang eines Ken-Follett-Romans erscheinen, um der dahingaloppierenden Meldungslage halbwegs gerecht zu werden, was mutmaßlich Ken Follett freute, denn der britische Romancier schreibt bekanntlich nicht nur ziegeldicke Bücher, sondern er könnte in aller Bescheidenheit auch darauf verweisen, dass in seinem Reißer "Eisfieber" schon vor mehr als zehn Jahren einiges vom gegenwärtigen Wahnwitz Gestalt angenommen hat. Madoba-2, der mikroskopisch winzige Übeltäter in "Eisfieber", klingt im Vergleich zu Covid-19 immerhin fast heimelig.

Alle reden also über Viren. Wer aber spricht von Norbert? Mitten in den Sturm platzte die Nachricht, dass der schöne Name Norbert in Wien seit 2011 laut Statistik bloß drei Mal vergeben wurde. Anders gefragt: Ist es ein Symptom unruhiger Zeiten, wenn es viel weniger Norberts und dafür viel mehr Muhammeds gibt? Werden wir bald "unsere wunderbare Heimat Österreich nicht wiedererkennen", wie FPÖ-Chef Norbert Hofer bei seiner Aschermittwochsrede in Ried kürzlich mahnte. Kollege Martin Staudinger kann Hofer, den Propheten des dräuenden Untergangs, der sich sein Weltbild gern mit sehr bunten Klötzchen zusammenbaut, in seinem Kommentar mittels Zahlen und Fakten und Daten beruhigen: Die kleine österreichische Welt steht so oder so noch lang.

Schönen Dienstag!

Wolfgang Paterno

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Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.