Die Wienerinnen und Wiener mögen doch im Grünen bei sich zuhause bleiben

profil-Morgenpost: Wienerinnen und Wiener unerwünscht

Guten Morgen!

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Eva Linsinger

Das lange Osterwochenende steht vor der Tür, falls Sie in Wien leben, kann das auch eine mittelprächtige Nachricht sein. Denn: Sonne und Natur tanken wird für Hauptstadtbewohner zusehends schwierig, immer mehr Bürgermeister versuchen, Ausflügler abzuwehren und „Geschlossen“-Schilder an ihre Orte zu hängen.

Unsere Gegend für unsere Leut‘

Voriges Wochenende schrieben vier Bürgermeister der Ausseerland-Salzkammergut-Gemeinden einen Brief, Zweitwohnsitzbesitzer sollten gefälligst über Ostern zuhause bleiben. Nach einem Aufschrei über diesen Ausbruch an Gastfreundschaft ruderten sie zurück, fanden aber flugs begeistere Nachahmer. In Klosterneuburg bei Wien wurde ernsthaft überlegt, Zweitwohnsitzbesitzern im Strombad-Gelände das Wasser gar nicht erst aufzudrehen, um ihren Besuch zu verhindern. Und der Bürgermeister von St. Gilgen in Salzburg tönte in der ZiB 2: „Wir freuen uns in Normalzeiten über jeden Besuch, aber jetzt brauchen wir einmal unsere Gegend für uns.“

Unsere Gegend für unsere Leut‘ – frei nach dem früheren FPÖ-Slogan agieren manche Ortschefs in der Corona-Krise. Rasender Beliebtheit erfreuen sich Wienerinnen und Wiener auch in Normalzeiten in Restösterreich nicht, der Kampf gegen den Großstadtmoloch bringt Landeshauptleuten seit Jahrzehnten billige Punkte. Im Corona-Ausnahmezustand sind zudem offenbar eilfertige Hilfssheriffs unterwegs, die flugs Sonderregelungen erfinden. Wir widmen uns im kommenden profil, das wegen der Osterfeiertage bereits morgen, Freitag, erscheint, der neuen Lust an Über-Auslegungen der Ausgangsbeschränkungen.

Sehnsucht nach Gewissheit

Dass Ausflüge zum Luftschnappen erlaubt sind, auch wenn manche Bürgermeister nichts davon wissen wollen, ist übrigens gewiss. Viele andere Antworten zu Covid-19 sind leider weniger konkret: Wie hoch ist die Dunkelziffer an Infizierten? Wie viele Opfer wird es geben? „Der aktuelle Kenntnisstand fällt dürftig aus“, schreibt Wissenschafts-Ressortleiter Alwin Schönberger im aktuellen profil, und: „Unsere Sehnsucht nach Gewissheit wird schwer enttäuscht.“

Gewiss ist nur: Wienerinnen und Wiener sind durchaus manchmal besser als ihr Ruf. (Ich bin übrigens gebürtige Salzburgerin).

Haben Sie einen schönen Tag, in Wien und anderswo!

Eva Linsinger

P.S. Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter auf jeden Fall erwarten? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin