profil-Morgenpost: Zubeißen mit Herbert Kickl
Bis zur Nationalratswahl sind es noch gefühlt 250 TV-Duelle, was nach gefühlt 780 TV-Duellen durchaus zum Eindruck führen kann, dass inzwischen alles gesagt ist und zwar tatsächlich auch von allen. Das kann aber alleine deshalb nicht stimmen, weil noch eines der Live-Interviews ausständig ist, die profil auch heuer wieder mit den Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien führt – und dabei schaffen es Rosemarie Schwaiger und Christian Rainer garantiert, den Parteigranden Aussagen zu entlocken, die man in den üblichen Politikerrunden noch nicht gehört hat.
Insofern ist es auf jeden Fall empfehlenswert, sich das Gespräch mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger nicht entgehen zu lassen, das am Donnerstag um 18.30 Uhr im Hotel InterContinental stattfindet und per Live-Stream übertragen wird.
Abgesehen wurde in diesem Wahlkampf auch einiges gesagt und überhört – von Herbert Kickl zum Beispiel: Inzwischen weiß das ganze Land, was der ehemalige Innenminister und nunmehrig Vize-Parteiobmann der FPÖ am vergangenen Wochenende beim Parteitag der Freiheitlichen in Graz von sich gegeben hat. Christa Zöchling hat Kickl in den Wochen zuvor aber immer wieder begleitet und dabei Sätze mitnotiert, gegen die sein Auftritt in Graz fast zurückhaltend wirkt.
Das Wiener Rathaus hält Kickl zum Beispiel für das „Zentrum der politischen Blödheit“; wenig hält der davon, sich von den rechtsextremen Identitären zu distanzieren, denn: „Wenn man sich von allem distanziert, dann wird man keinen Meter vorwärts kommen“; und sich selbst hält er einiges darauf zugute, sich „von niemandem den Maulkorb der Political Correctness umhängen“ zu lassen – im Gegenteil: „Wer es probiert, da wird zuerst hingeschnappt, und dann wird gebissen. Kann euch nur sagen, dass das weh tut“, zitiert ihn Zöchling in ihrer Reportage, die es im gedruckten profil oder im ePaper gibt – wie so vieles, das man weder in TV-Duellen noch sonst wo zu lesen bekommt.
Zum Beispiel die Enthüllung von Christina Pausackl und Jakob Winter, dass der Verantwortliche für die ÖVP-Schredderaffäre munter für die Partei weiterarbeitet – oder die Recherche von Stefan Melichar, der zufolge ein mit der Aufarbeitung von ÖVP-Parteifinanzierungsvorwürfen beauftragter Gutachter mit einer ÖVP-Nationalrätin verheiratet ist. Auch in diesen Fällen ist noch längst nicht alles gesagt, was die Beteiligten eher ungern hören möchten.
Aber das kommt schon noch, versprochen. Und bis dahin sagen wir einfach: Schönen Tag!
Martin Staudinger