Kritik an vier historisch belasteten Landeshymnen
Hymnendebatten haben in Österreich beinahe schon Tradition. Sei es die Ergänzung der Bundeshymne um die Töchter oder die nunmehr aufgeflammte Debatte um vier nationalsozialistisch belastete Landeshymnen - das Rütteln an den historischen Hymnen sorgt verlässlich für Aufregung.
Auslöser für die aktuelle Debatte ist ein offener Brief der IG Autorinnen Autoren, in dem die Landeshauptleute von Kärnten, Salzburg, Ober- und Niederösterreich aufgefordert werden, die jeweiligen Hymnen zu ändern.
In Niederösterreich und in Oberösterreich geht es dabei vor allem um die Verfasser des Textes: Franz Stelzhammer, der das oberösterreichische "Hoamatland" dichtete, sei "radikaler Antisemit" gewesen; und der Urheber des Niederösterreichischen Textes Franz Karl Ginzkey war "Befürworter der Bücherverbrennungen, einer der Autoren des Bekenntnisbuchs österreichischer Dichter für den Anschluss an Nazideutschland und trat mitten im Krieg der NSDAP bei," heißt es im Brief.
Laut IG Autorinnen Autoren gibt es indes in Salzburg "keine andere Lösung als eine komplette Neufassung" der Landeshymne, da sowohl der Verfasser des Textes, Anton Pichler (im Brief als "kriegsverherrlichender Priester" bezeichnet), als auch der Komponist Ernst Sompek, der sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gebrüstet haben soll, illegales NS-Parteimitglied gewesen zu sein, zu belastet seien.
Bei der Kärntner Landeshymne müsste man hingegen lediglich die vierte Strophe der Hymne streichen - die gilt schon länger als umstritten. Getextet wurde besagte Strophe von Agnes Millonig, die die Hymne mit der Zeile 1930 mit der Zeile "Das ist mein deutsch Heimatland" beendete. "Deutsch Heimatland" wurde nach Kriegsende durch "herrlich Heimatland" ersetzt, die Strophe bleibt aber aus Sicht der IG Autorinnen Autoren belastet.
Bereits vergangene Woche war von einem Personenkomittee, darunter unter anderen Robert Menasse und Doron Rabinovici, die Neuausschreibung der niederösterreichischen Landeshymne gefordert worden. Die ÖVP Niederösterreich hat daraufhin in einer schriftlichen Stellungnahme mitgeteilt, dass das Landesarchiv "unter Einbindung einer Historiker-Kommission [...] mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Person Franz Karl Ginzkey" beauftragt wird.
In Oberösterreich stehe eine Änderung der Landeshymne nicht im Raum, heißt es aus dem Büro des Landeshauptmanns Thomas Stelzer (ÖVP) zu profil. "Niemand verbindet in Oberösterreich unsere Landeshymne mit Antisemitismus. Man findet auch kein verwerfliches Wort in unserem ‚Hoamatgsang‘. Daher gibt es für mich keinen Grund für eine Änderung," so Stelzer. Zudem habe bereits 2010 auf Initiative des Adalbert-Stifter-Institutes ein Symposium zur kritischen Auseinandersetzung mit den Texten von Franz Stelzhammer stattgefunden.
"Aus Sicht des Landes gibt es keine Notwendigkeit einer Streichung der vierten Strophe aus dem Heimatlied," wird auch aus Kärnten der geforderten Änderung eine Absage erteilt.