Hannes Androsch
18. April 1938 - 11. Dezember 2024

Hannes Androsch: Der ewige Kronprinz

Der ehemalige profil-Chefredakteur Herbert Lackner über den Tod von Hannes Androsch, der einer der reichsten Männer des Landes wurde, aber bis zuletzt der Politik nachtrauerte.

Drucken

Schriftgröße

Nur noch selten bringt die österreichische Politik Stars hervor, Menschen also, deren Namen jeder kennt, die in politischen Magazinsendungen ebenso ihren Fixplatz haben, wie in den „Seitenblicken“ und die schillernd aus der Schar der grauen No-Names hervorragen, weil sie eine Geschichte haben.

Hannes Androsch, der jetzt mit 86 verstorben ist, war ohne Zweifel ein solcher Star. Wenn er ein Wiener Kaffeehaus, oder - im Sommer - sein Lieblingslokal, das Schweizerhaus im Prater betrat, drehte man sich nach ihm um, viele grüßten und das nicht ohne ein wenig Ehrfurcht.

Der Herr, der zuletzt schon langsam und gebückt am Stock den Gastgarten durchquerte, hatte eben eine Geschichte: Ein hoffnungsvoller junger Mann, Lieblingssohn seines politischen Ziehvaters, dem er sich zunehmend entfremdet, der von diesem verstoßen weit unten landet um umso glänzender wieder aufzusteigen.

Hannes Androsch hat an dieser Geschichte bis zuletzt schwer getragen. Kaum ein Gespräch, in dem er nicht auf den Konflikt mit Bruno Kreisky zu sprechen kam, obwohl seither Jahrzehnte ins Land gezogen sind.

Als Kreisky Hannes Androsch 1970 in die Regierung holte war dieser erst 32, hatte aber schon ein Stück politisches Leben hinter sich. Im Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ), hatte ihn der „rechte“ Flügel, geführt vom Oberösterreicher Beppo Mauhart, nach oben gehievt, in einer Kampfabstimmung gegen den Vertreter der „Linken“ Heinz Fischer um die Obmannschaft hatte sich Androsch durchgesetzt. So heftig wurde dieser Fraktionskampf ausgetragen, dass der damalige SPÖ-Zentralsekretär Alois Piperger die beiden jungen Wilden vorlud und ihnen eine Kopfwäsche verpasste.

Herbert Lackner

war von 1998 bis zum Februar 2015 Chefredakteur von profil. Heute schreibt der Autor mehrer Bücher als freier Autor für verschiedene Medien, darunter profil.