Nationalfeiertag ohne üblichen Pomp: Heiter bis düster
Dem gestrigen Nationalfeiertag fehlte es ein wenig am sonst üblichen Pomp. Das ist einerseits natürlich schmerzlich, doch hat man sich andererseits anno 2021 schon an so vieles gewöhnt: Zoom-Konferenzen, Teams-Besprechungen, warum also nicht auch an eine ins Netz verlegte Leistungsschau des Bundesheers oder eine zur Impfburg umfunktionierte Hofburg. Vielleicht ist das große Tamtam am Wiener Heldenplatz ja auch auf längere Sicht vorbei.
Laut einer Corona-Erhebung des Marktforschers Integral, über deren Ergebnisse wir in der kommenden Ausgabe berichten, hält mehr als die Hälfte der Befragten weitere, künftige Pandemien für wahrscheinlich. Davon abgesehen könnte Österreich irgendwann von einem Blackout heimgesucht werden. Das wiederum gilt Risikoforschern als realistisches Szenario. Die Auswirkungen können sich die meisten von uns gar nicht ausmalen. Jedenfalls blieben die Bildschirme schwarz, selbst mit Online-Meetings und Tagen der offenen Türen im Internet wäre es schnell vorbei.
Da stimmt es fast schon zuversichtlich, dass wenigstens die Verbrecher und die Polizei anfangen, mit der Zeit zu gehen. In Krems entwendete ein 19-Jähriger einen Tresor. Das für eine gewaltsame Öffnung taugliche Werkzeug versuchte der Einbrecher sich bei einer Firma auszuborgen. Besitz ist den Jungen ja nicht mehr so wichtig, sagen alle Studien. Natürlich schafft der Panzerknacker von heute die Beute auch nicht mehr mit dem Fluchtauto weg, das mit laufendem Motor bereitsteht und sinnloserweise die Luft verpestet, sondern mit einem elektrisch betriebenen (ebenfalls gestohlenen) Scooter. Am Spurenverwischen muss die ökobewusste Verbrechergeneration allerdings noch arbeiten. Tresor und Täter waren bald gefasst.
Zum Glück schwimmt auch die Polizei klimatechnisch nicht auf der Nudelsuppe daher. Innenminister Karl Nehammer nützte den gestrigen Nationalfeiertag nicht nur, um feierlich einen 27 Millionen teuren Bunker anzukündigen, in dem sich die Spitzen der Republik im Ernstfall verschanzen können – Korruptionsermittlungen sind nicht mitgemeint -, sondern auch eine blackoutsichere Stromversorgung für die Polizei. Rund 100 Inspektionen sollen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden, die Energie für den täglichen Dienstbetrieb liefern.
Fallen quer durch Österreich irgendwann die Lichter aus, und natürlich auch die Smartphones und all die Gerätschaften, von denen uns auf Anhieb gar nicht einfällt, dass sie auch Strom brauchen, können die Beamten immer noch die Kaffeemaschine anwerfen und E-Scooter-Täter zur Fahndung ausschreiben. Es sei denn, es brennen gleichzeitig die Wälder ab und dicke Rauchschwaden verdunkeln den Himmel. Ach, lassen wir das. So schlimm muss es wirklich nicht kommen.
Bleiben Sie im Ernstfall lieber zuversichtlich,
Edith Meinhart
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