Ich bin ein Transmann und gerade dabei, meine amtliche Geschlechtsbezeichnung zu ändern. Das ist alles nicht so einfach. Ich brauche mehrere psychologische Stellungnahmen, die von den Behörden geprüft werden müssen. Erst dann kann ich mir einen neuen Reisepass und Personalausweis besorgen. Warum ich jetzt um meine eigene Sicherheit fürchte, hat nicht nur mit der Nationalratswahl zu tun. Aber diese Wahl ist natürlich entscheidend, wie es in Zukunft weitergeht. Es kann nicht sein, dass populistische Politikerinnen und Politiker die Rechte von queeren Menschen praktisch mit Füßen treten. Wie zuletzt der oberösterreichische FPÖ-Landtagsabgeordnete Michael Gruber, der in einem Video mit dem Titel ‚Aufräumen für Österreich‘ davon spricht, dass es an der Zeit sei, ‚Normalität für unsere Gesellschaft‘ herbeizuführen – und während er das sagt, eine Regenbogenfahne zusammenknüllt und sie in den Mistkübel wirft. So etwas ist öffentliche Diskriminierung. Ich habe grundsätzlich das Gefühl, dass menschenverachtende und diskriminierende Rhetorik in der Politik salonfähiger geworden ist.
Deswegen habe ich mir eine Strategie überlegt und möchte meine Stimme zum ersten Mal der SPÖ geben. Das hat rein strategische Gründe. Ich glaube nämlich, dass die Grünen aus der Regierung fliegen werden. Zumindest sollen sie laut den Umfragen fast die Hälfte ihrer Stimmen verlieren. Bis jetzt habe ich bei jeder Wahl die Grünen gewählt und wollte das heuer bei der Nationalratswahl genauso machen. Vor allem deswegen, weil ich privat auch im Klimaaktivismus tätig bin. Aber als trans Person muss ich mich in erster Linie fragen, wie sicher mein Leben noch sein wird, wenn keine einzige Partei in der Regierung sein sollte, die sich für die Rechte von queeren Personen einsetzt.
Aktuell kommt die SPÖ laut Umfragen auf den dritten Platz. Wenn die ÖVP Zweite wird und niemand mit der FPÖ koalieren möchte – ich gehe davon aus, dass die Blauen gewinnen werden –, dann könnte es zumindest für die SPÖ mit der Regierungsbeteiligung funktionieren. Vielleicht in einer Koalition aus ÖVP, SPÖ und NEOS. Das ist nicht meine Idealvorstellung, aber neben den Grünen ist die SPÖ eine Partei, die sich um die Rechte von LGBTQI-Personen kümmert. Während Parteien wie die FPÖ uns trans Menschen abspricht, dass wir trans sind. Ich würde mir von der kommenden Regierung wünschen, dass das Diskriminierungsgesetz ausgebaut wird und auch trans Menschen berücksichtigt werden. Sollte meine Strategie nicht aufgehen, hoffe ich zumindest, dass die kommende Regierung nicht allzu viel kaputtmacht.“
Protokoll: Daniela Breščaković