Nationalratswahl-Countdown: Noch zwei Tage bis zur Wahl
STUDIOSI-AUFRUF
Der Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ.) hat einen Aufruf zur Verhinderung einer möglichen schwarz-blauen Regierung gestartet. "Schwarz-Blau? Sicher nicht!", lautete die Parole der roten Studenten. Weder ÖVP noch FPÖ stünden für einen freien und offenen Hochschulzugang für alle Menschen, sondern für ein "neoliberales Spardiktat und den Umbau der Hochschulen hin zu elitären Brutkästen", warnten die Studiosi. Allen Studenten, die ein Zeichen gegen den drohenden Rechtsruck setzen wollen, könne man nur eines empfehlen: "Geht wählen!", so Vorsitzende Katharina Embacher.
KARDINAL-AUFRUF
In den Chor der Aufrufe hat auch Kardinal Christoph Schönborn eingestimmt. Dem Kirchenhirten ging es allerdings darum, die Österreicher zu überzeugen,"vom lange erkämpften Wahlrecht für alle" auch Gebrauch zu machen, wie er in seiner Freitags-Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" schrieb. Eine Demokratie funktioniere nur, wenn möglichst viele daran teilnehmen. Dass Österreich ein lebens- und liebenswertes Land bleibt", hänge nicht nur von der Politik ab, "es wird von uns allen mitbestimmt", so der Wiener Erzbischof. "Wer sein Wahlrecht nicht gebraucht, versäumt eine Chance zur Mitgestaltung unseres Landes", warnte Schönborn.
"FLÜGEL HEBEN" IM "CHANCEN-ZUG"
Die NEOS haben einen 36 Stunden-Countdown gestartet, den sie mit einer Tour quer durch Österreich verbinden. Pinken-Chef Matthias Strolz begab sich dazu noch in der Nacht auf Freitag in den Nachtzug in Richtung seiner Heimat Vorarlberg - natürlich alles filmisch auf Facebook festgehalten. Den "Chancen-Zug" durch Österreich nannte Strolz die Aktion, während er gerade im Schlafabteil stand und seine "sieben Sachen" auspackte. Als erste dieser sieben Sachen kam übrigens eine Flasche Bier zum Vorschein. Am frühen Morgen dann das nächste Strolz'sche Posting vom Bauernhof seiner Familie. Mama Strolz kam ebenso zu Wort wie die Schwester und der Schwager. Und die Mama kündigte zum Frühstück einen Vorarlberger Riebel an - ein Vorarlberger Kultgericht. "Allianzpartnerin" Irmgard Griss startete indes ihre Tour in Graz. In Salzburg wollen sich die beiden dann treffen und die letzten Wahlkampfmeter Richtung Wien gemeinsam in Angriff nehmen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Bregenz zeigte sich Strolz indes technisch einmal mehr up to date: Der NEOS-Chef hatte eine Actioncam umgeschnallt.
ANALYSE UND KRITIK
Vier Wochen lang hat Amnesty International den Wahlkampf genau unter die Lupe genommen. Und wartet nunmehr mit deutlicher Kritik auf. In Wahlprogrammen von zwei Parteien werde die Bedeutung des zentralen Menschenrechtsinstruments, die Europäische Menschenrechtskonvention, infrage gestellt, hieß es. Das sei neu, gefährlich und aus menschenrechtlicher Sicht abzulehnen. Neu sei auch, dass fast alle Parteien die Auslagerung des Asylwesens nach Nordafrika in Erwägung ziehen - laut Amnesty International eine "gefährliche Diskursverschiebung". Positiv sei, dass das "Burkaverbot" aus aktuellem Anlass viel diskutiert wurde und auch abseits von TV-Konfrontationen Thema bleibt. "Für fast alle Spitzenkandidaten sind Menschenrechte in diesem Wahlkampf offensichtlich Störfaktor, wenn nicht sogar Feindbild. Der Menschenrechts-Check von Amnesty International zeigt auf, wer aller meint, mit teils menschenrechtsverletzenden Botschaften Stimmen gewinnen zu können", zog Amnesty-Generalsekretär Heinz Patzelt ein ernüchterndes Fazit.
WAHLKABINEN-TOUR-FINISH
Flora Petrik, Listenzweite von KPÖ PLUS, hat am Freitag ihre "Wahlkabinen-Tour" vor dem Parlament in Wien beendet. In den letzten Tagen vor der Wahl tourte Petrik mit zwei Wahlkabinen durch ganz Österreich. Mit ihrer Tour wolle sie die Menschen vor Ort ermutigen, auch am Wahlsonntag in der Wahlkabine so zu wählen, "wie man klickt und tickt". Die Ex-Grüne forderte die Wähler auf, für ihre wirklichen Interessen einzutreten und nicht das kleinere Übel zu wählen. "Jede einzelne Stimme für KPÖ PLUS ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein Auftrag für soziale Politik - auch nach der Wahl," appellierte Petrik an den "Souverän".
WAHLCOUNTDOWN IN SLOWENIEN
Auch in Slowenien wird die Nationalratswahl mit großem Interesse verfolgt. Die Zeitungen sind voll mit Vorausberichten, die Marburger Zeitung "Vecer" hat auf ihrer Internetseite sogar einen Wahlcountdown. Wenn man auf die Rubrik "Weltpolitik" klickt, muss man zunächst ein formatfüllendes Insert mit der Aufschrift "Die Parlamentswahlen in Österreich beginnen in..." und einem Countdown wegklicken, ehe man zu den aktuellen außenpolitischen Nachrichten gelangt.