Nationalratswahl: Das sind die Jugendorganisationen der Parteien

Um einen Wahlkampf zu führen, bedarf es nicht nur großer finanzieller Mittel, sondern auch vieler helfender Hände im Hintergrund. Oft übernehmen die Jugendorganisationen der Parteien einen nicht unerheblichen Teil davon.

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Hausbesuche, Verteilaktionen und Hilfe bei der Organisation von Wahlveranstaltungen, das sind alles Aufgaben, die von den Jugendorganisationen der Parteien mitgetragen werden. Doch neben der Unterstützung für die Mutterpartei haben sie auch eigene Anliegen, Forderungen und Schwerpunkte. Die einen einigen sich dabei lieber im stillen Kämmerchen, andere gehen gegen ihre Bundespartei auf die Straße oder fordern sogar den Rücktritt der Spitzenkandidatin. Im Wahlkampf stellen sie oft selbst Funktionäre für die Listenplätze der Wahllisten und beeinflussen mit ihren Anliegen immer wieder die Positionierung der Bundesparteien. Doch womit sind die einzelnen Jugendorganisationen der Österreichischen Parteien zuletzt aufgefallen und was sind ihre wichtigsten Forderungen?

JVP - Die Junge Volkspartei

Auf die Straße gehen und für die eigenen Forderungen zu demonstrieren oder lautstarke Außeinandersetzungen mit der Mutterpartei zu führen, gehört laut eigenen Angaben nicht zum Stil der jungen Volkspartei, die bis vor ein paar Monaten vom jetzigen Spitzenkandidaten der ÖVP, Sebastian Kurz, angeführt wurde. Ihm folgte der Salzburger Stefan Schnöll, der etwa schon als Vizepräsident der Jungen Europäischen Volkspartei Erfahrung sammeln konnte. Große Aufmerksamkeit kam der JVP zuletzt durch den Skandal rund um die parteiunabhängigen Studentenvertretung Aktionsgemeinschaft JUS zu. Auslöser dafür waren Aufdeckungen der Wiener Wochenzeitung “Falter” im Vorfeld der ÖH-Wahl 2017. Dabei ging es in erster Linie um interne Whatsapp-Chats der AG, innerhalb dieser mehrere Mitglieder antisemitische Inhalte verschickt haben sollen. Die Aktionsgemeinschaft steht der JVP bzw. der ÖVP nahe und einige Funktionäre der AG sind gleichzeitig bei der JVP aktiv, was Ursache für Kritik an der Jungen Volkspartei war. Im Nationalratswahlkampf ist die JVP laut eigenen Angaben dieses Jahr besonders stark beteiligt. Insgesamt stellt sie 175 Kandidaten für die Bundes- bzw. Landeslisten. Ihre Forderungen überschneiden sich zum großen Teil mit jenen der ÖVP, jedoch wird der Fokus auf Jugendthemen, wie erschwingliches Wohnen, Attraktivierung der Lehre und “Bildungspflicht statt Schulpflicht” gerichtet.

Junge Generation und Sozialistische Jugend

Meistens sind es Meinungsverschiedenheiten zwischen den sozialistischen Jugendorganisationen und der Bundespartei, die die mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So hat sich die Junge Generation, anders als Christian Kern und die SPÖ, deutlich gegen CETA positioniert. Wenn man sich intern nicht einigen kann, dann kann es durchaus auch vorkommen, dass Nationalratsabgeordnete Katharina Kucharowits, die Bundesvorsitzende der Jungen Generation, offen gegen Beschlüsse der SPÖ stimmt. Noch etwas lauter mit der Kritik an der Bundespartei ist die Sozialistische Jugend um ihre Vorstandsvorsitzende Julia Heer, die sich zum Beispiel laut gegen Rot-Blau ausspricht und vor restriktiver Flüchtlingspolitik warnt. Die SJ ist außerdem dafür bekannt regelmäßig für Demonstrationen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aufzurufen, bei denen sie unter anderem mit der Antifa zusammenarbeitet. Im Vorfeld des Wahlkampfs haben sich beide großen sozialistischen Jugendorganisationen auf gemeinsame Forderungen, wie etwa billigeres Wohnen, Arbeitszeitverkürzung und bessere Kinderbetreuung geeinigt. Neben der Werbung für die SPÖ selbst unterstützt die rote Jugend vor allem ihre eigenen Listen-Kandidatinnen Nationalratsabgeordnete Katharina Kucharowits (Junge Generation) und Julia Herr (Sozialistische Jugend).

RFJ - Ring Freiheitlicher Jugend

In der Vergangenheit machte der Ring Freiheitlicher Jugend immer wieder durch kontrovers wahrgenommene Plakat-Aktionen auf sich aufmerksam. So etwa 2014, als der RFJ Plakate mit halbnackten Frauen und dem Spruch "ECHTE Frauen haben weder Bart noch Penis" als Reaktion auf den Erfolg von Conchita Wurst verbreitete. Auch im aktuellen Wahlkampf scheint der Ring Freiheitlicher Jugend polarisieren zu wollen. Auf der eigenen Facebookseite wurde etwa ein Bild, das Christian Kern als Prinzessin zeigt, geteilt. Bundesobmann der RFJ, Maximillian Krauss weist aber auf Nachfrage von profil darauf hin, dass so etwas nicht als "Dirty Campaigning", sondern als "witzige Karrikatur" zu verstehen ist. Die Jugend dürfe zwischendurch ruhig "frech und lustig" sein, so Krauss. Bei den Forderungen im Wahlkampf hält man sich ganz an jene der FPÖ. Listenplätze und Unterstützung für junge Politiker gibt es bei den Freiheitlichen laut eigenen Angaben reichlich. Mit "Beisl-Touren", einem Wahlkampfmobil und blauen Energy-Drinks will man dieses Mal besonders viele junge Wähler gewinnen und mobilisieren. Seit kurzem tritt die blaue Jugendorganisation übrigens nicht mehr als "Ring Freiheitlicher Jugend", sondern also "Freiheitliche Jugend" auf. Das soll moderner wirken.

Die jungen Grünen und die Grüne Alternative Jugend

Der letzte Uni-Wahlkampf hatte nicht nur für die ÖVP-nahe AG-Jus schwere Folgen, sondern auch für die Jungen Grünen um Flora Petrik. Diese unterstützten bei der Wahl zur Hochschülerschaft eine Gruppe, die sich “Grüne Studierende” nennt und in Linz und Graz kandidieren wollte. Die Bundespartei stellte sich dieser Entscheidung vehement entgegen. Die offiziellen Studentenvertretungen der Grünen sind nämlich die “Grünen und Alternativen Studentinnen und Studenten” (Gras). Eine zweite Grüne Liste bei den Hochschülerschaftswahlen sollte verhindert werden. Es kam so zur Auseinandersetzung zwischen den Jungen Grünen und der Bundespartei. Flora Petrik forderte die damalige Parteichefin der Grünen, Eva Glawischnig, sogar zum Rücktritt auf. Die Folgen dieses Streits waren verheerend, die Zusammenarbeit zwischen der Bundespartei und den Jungen Grünen wurde beendet. Wenig später verkündete Flora Petrik die Unterstützung für die KPÖ Plus.

Im Nationalratswahlkampf fehlen die Jungen Grünen laut Angaben der Grünen, zumindest in Wien, nicht. Eine neue Jugendorganisation mit den Namen "Grüne Alternative Jugend" ist bereits gegründet und im Wahlkampf aktiv. Eigene Statuten und Forderungen werden aber erst in nächster Zeit festgelegt werden.

Junos - Junge Liberale Neos.

In Wiens Fortgehszene kennt man die Junos wohl am ehesten durch ihre Einsatzgruppe "Gerti" und das dazugehörige Maskottchen, den pinken Flamingo. Mit Knicklichtern und Flyern sind sie oft in den Lokalen am Schwedenplatz oder Gürtel unterwegs. Zu ihren wichtigsten Forderungen gehört die Ehe für alle, die Legalisierung von Cannabis und “der Kampf gegen den Überwachungstaat”. Zusammen mit den Neos fordern sie aber zum Beispiel auch die Abschaffung der GIS-Gebühr.

Ein Blick in die Zukunft

Ein Blick in den Kader der einzelnen Jugendorganisationen verrät nicht nur wer die Parteien im Hintergund unterstützt, sondern kann auch einen Hinweis darauf geben, wer in den nächsten Jahren zu den wichtigsten Politikern des Landes zählen könnte. Viele heute bekannte Namen finden sich auf ehemaligen Mitgliedschaftslisten der Jugendorganisationen. Darunter Bruno Kreisky, Jörg Haider und zuletzt Sebastian Kurz.