Nationalratswahl: Kurz sieht Kanzlerduell mit Strache
Wie schon zwei Tage zuvor im Privatsender "Puls 4" prophezeite Kurz der FPÖ bei der Wahl am Sonntag ein gutes Ergebnis. "Die Entscheidung wird sein, ob der Herr Strache Kanzler wird oder ob ich das Land führen darf", sagte Kurz. Strache erinnerte Kurz an dessen Verantwortung für die bisherige Regierungspolitik. Noch vor wenigen Jahren habe er den Mangel an "Willkommenskultur" kritisiert und als Integrationsminister sei er verantwortlich für "Parallel- und Gegengesellschaften". Außerdem werde kein Kanzler gewählt, sondern Parteien - und hier stehe die FPÖ für Veränderung.
Kurz betont selbstbewusst
"Kein gutes Bild" macht für Strache auch, dass einer seiner Großspender, der Immobilienunternehmer Georg Muzicant, auch an einer Firma von Kanzler-Gattin Eveline Steinberger-Kern beteiligt sei. Strache will darin "rot-schwarze Verstrickungen" erkennen, Kurz nur eine "etwas abstruse Verschwörungstheorie": "Den Herrn Muzicant herauszugreifen, nur weil er einen jüdischen Background hat, halte ich für unredlich." Und, so Kurz: Muzicant unterstützte ihn, "weil er nicht möchte, dass er am 16. Oktober mit Rot-Blau aufwacht".
Konfrontation: Kurz (ÖVP) - Strache (FPÖ)
Im weiteren Gesprächsverlauf gab sich Kurz dem FP-Chef gegenüber betont selbstbewusst. Etwa als Strache meinte, nicht Kurz habe die Balkanroute geschlossen, sondern der ungarische Regierungschef Viktor Orban durch seine "Außengrenzsicherung". Kurz konterte trocken: "Sie streben ein Regierungsamt an, da sollten sie es genauer nehmen mit den Fakten, damit Sie sich auf europäischer Ebene nicht lächerlich machen." Oder als sich Strache seines guten Einvernehmens mit Orban rühmte: "Der gibt ihnen nicht einmal einen Termin, Herr Strache." Nachsatz: "Ich kann ihnen helfen, dass sie einen Termin bekommen."
Recht gab Kurz dem FP-Chef nur in dessen Kritik am Vorgehen von Kanzler Christian Kern in Sachen "Anti-Terror-Mauer" am Ballhausplatz. Und die Mindestsicherung würde der VP-Chef gerne gemeinsam mit der FPÖ nach dem oberösterreichischen Modell kürzen - wobei Strache meinte, er hätte lieber mehr Sachleistungen.
Verweigern würde der FP-Chef einem Kanzler Kurz jedenfalls seine gewünschte "Richtlinienkompetenz". "Das finde ich fast ein Armutszeugnis, wenn man so etwas braucht", kritisierte Strache. Nötig sei Teamfähigkeit und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. "Ich werde mir einen Koalitionspartner suchen, mit dem ich ein Maximum unserer Ideen umsetzen kann und ich werde dann teamfähig aber klar führen", so Kurz. Außerdem drohe ohnehin eine blau-rote Koalition, auch wenn die ÖVP erste werde. Daher brauche er am 15. Oktober ein starkes Ergebnis, damit er den Führungsanspruch stellen könne.