Nationalratswahl-Tagebuch: Auftakt?
Im "Vienna Ballhaus“ stehen Menschen in grünen Shirts dicht gedrängt und klatschen. Vor ihnen hängt ein Plakat mit der Aufschrift: "Das ist Grün.“ Als Ulrike Lunacek auf der Bühne steht und sagt: "Eines ist klar, es gibt nur eine grüne Partei“, beginnen sie zu jubeln.
Vier Tage später sitzen Menschen mit rotblinkenden Armbändern in der Grazer Stadthalle. Sie klatschen ebenfalls - für Christian Kern, der über einen roten Teppich auf die Bühne geht. Er sagt: "Glaubt an unser Österreich und glaubt an seine Zukunft. Freundschaft.“
Vergangene Woche feierten einige Parteien ihren Wahlkampfauftakt. Doch wann begann der Wahlkampf wirklich? Bereits während der Sommerpause des Nationalrates tourten die Spitzenkandidaten durch Österreich. Christian Kern lief einen Viertelmarathon in Kärnten. Sebastian Kurz ließ Peter L. Eppinger in einem türkisblauen VW-Bully durch Österreich fahren, bevor er sich selbst auf den Weg machte. Ulrike Lunacek kletterte auf den Dachstein-Gletscher. Matthias Strolz fuhr seinen "Zukunftswagen“, und Heinz-Christian Strache hob den ein oder anderen Bierkrug zum Prosten. Das war ebenfalls Wahlkampf. Die Spitzenkandidaten warben für sich und ihre Inhalte und versuchten dadurch, Wähler und Verbündete zu mobilisierten. Ganz ohne offiziellen Startschuss. Der vermeintliche Auftakt ist eine Routine-Feierlichkeit mit Funktionären, Unterstützern und Mitgliedern, um nochmals anschaulich zu machen: Wir sind da, wir sind bereit und wir werden gewinnen.
Welche Veränderungen nach den offiziellen Auftakten für die Wähler spürbar sein werden, ist ungewiss. Dennoch werden sie gefeiert. Das Schlusslicht in puncto Auftakt macht die Liste Sebastian Kurz am 23. September, still steht sie bis dahin jedoch nicht. In den kommenden Wochen wird häppchenweise das Parteiprogramm präsentiert und weiterhin durch die Bundesländer getourt.
Wie sich diese Phase nennt, ist nicht bekannt.