"Wir sind keine Machos"

Norbert Hofer: "Wir sind keine Machos"

Norbert Hofer über die Bundeshymne und wirre Gedanken

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profil: Ihre Taktik im Wahlkampf scheint darin zu bestehen, herumzusitzen und zuzuschauen, wie alles für Sie läuft. Hofer: So ist es beileibe nicht. Mein Terminkalender ist voll. Es ist ein 16-Stunden-Tag. Und nach jeder Veranstaltung brauche ich noch mindestens eine Stunde für Selfies mit den Bürgern. profil: Hätte Heinz-Christian Strache als Kandidat noch mehr Stimmen geholt? Hofer: Noch am Wahltag haben mich Journalisten auf meine angeblich schlechten Umfragewerte angesprochen. Mit dem Ergebnis war ich dann ganz zufrieden. Man kann solche Fragen nicht beantworten.

profil: Dank Ihrer Milde sprechen Sie mehr weibliche Wähler an. Hofer: Ich habe bei allen Bevölkerungsgruppen zugelegt. profil: Strache polarisiert mehr als Sie. Hofer: Als Chef der größten Oppositionspartei muss Strache einen anderen Stil pflegen als ein Bundespräsidentschaftskandidat. profil: Die FPÖ ist noch eine Macho-Partei. Hofer: Wir sind keine Machos. Strache und ich sind in der Lage, Hemden schön zu bügeln.

Ich sehe mich in der Mitte der Gesellschaft. Das Parteiprogramm der US-Demokraten ist im Vergleich zur FPÖ rechts. Mag sein, dass ich für einen Kommunisten rechts stehe.

profil: Sie sind ein Frauenversteher? Hofer: Es gibt nur wenige Männer, die von sich behaupten können, dass sie echte Frauenversteher sind. Umgekehrt gibt es wenige Frauen, die die oft wirren Gedanken von uns Männern verstehen. profil: Einer Ihrer wirren Gedanken war es, die Regierung zu entlassen, wenn Sie die Steuern erhöht. Geht das nicht zu weit? Hofer: Wenn eine Regierung die Abgabenquote erhöht, ohne bereit zu sein, Vorschläge des Rechnungshofs zu Einsparungen umzusetzen, und zusieht, wie die Arbeitslosigkeit weiter steigt, würde ich sie zu mir zitieren. Ich würde die Regierung auf die Vorschläge des Rechnungshofs hinweisen. Wenn die Regierung sich verweigert, würde ich nochmals mit ihr sprechen. Wenn sie dann wieder nichts tut und Abgabenquote und Arbeitslosigkeit weiter steigen, dann würde ich Kanzler und Vizekanzler sagen, dass es so nicht mehr geht.

profil: Glauben Sie, dass die Österreicher so einen aktiven Präsidenten wollen? Hofer: Sie wollen einen Präsidenten, der unaufgeregt ist, aber kraftvoll einen, der Verantwortung wahrnimmt. profil: Die Österreicher wollen einen starken Mann. Hofer: Er muss nicht stark, er muss verlässlich sein. Nichts ist schlimmer, als permanent die Linie zu ändern. profil: Sie sind nicht der Wolf im Schafspelz, der eine Präsidialrepublik plant? Hofer: Nein. Ich bin schon lange in der Politik. Die Leute kennen mich. Ich kann mich ja nicht über Jahre verstellen. profil: Stehen Sie tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft? Hofer: Ich sehe mich in der Mitte der Gesellschaft. Das Parteiprogramm der US-Demokraten ist im Vergleich zur FPÖ rechts. Mag sein, dass ich für einen Kommunisten rechts stehe.

profil: Nicht nur für einen Kommunisten. Hofer: Ex-Kanzler Faymann als Sozialdemokrat hat seine Linie in der Flüchtlingsfrage geändert, einfach so. Wer links oder rechts ist, lässt sich nicht mehr klar beantworten. profil: Ihren Vorschlag, Sozialleistungen für Ausländer zu kürzen oder zu sperren, kann man schon als klar rechts bezeichnen. Hofer: Dann sind die Arbeiterkammer und der burgenländische Landeshauptmann auch rechts. Hans Niessl will Restriktionen auf dem Arbeitsmarkt für Ausländer. Tatsächlich ist eine andere Frage wichtiger: Warum gelingt es uns nicht, echte Leistungsträger nach Österreich zu bekommen.

Die Jungen haben nicht mehr den Mut, eine Familie zu gründen. Wir müssen Sicherheit schaffen.

profil: Warum denn nicht? Hofer: Weil wir ein Hochsteuerland sind und mit unseren Sozialleistungen die Falschen anziehen. profil: Vielleicht kommen diese Leistungsträger nicht zu uns, weil die FPÖ ein Klima schafft, in dem sie nicht willkommen sind. Hofer: Das denke ich nicht. Die FPÖ gibt es schon sehr lange, und wir haben 1,3 Millionen Ausländer im Land. profil: Im Handbuch für Freiheitliche Politik steht, dass Einschränkungen für Zuwanderer zum „Überleben unseres Volkes“ notwendig sind. Glauben Sie wirklich, dass wir vom Aussterben bedroht sind? Hofer: Die demografische Entwicklung zeigt uns, dass der Generationenvertrag gefährdet ist. Die Jungen haben nicht mehr den Mut, eine Familie zu gründen. Wir müssen Sicherheit schaffen.

profil: Zuwanderung würde helfen. Hofer: Wenn die Menschen in die Mindestsicherung einwandern und nur aus dem System herausnehmen, werden sie keinen Beitrag zur Sicherung der Pensionen leisten. profil: Ihr Lieblingsmaler ist Manfred Wiesinger alias Odin, der sonderbare Bilder von Soldaten und Großdeutschland malt. Hofer: Die Landkarte schuf er für einen Vetriebenen-Kommers, wo die deutschsprachigen Gebiete eingezeichnet waren. Die Soldaten sind aus dem Ersten Weltkrieg. profil: Er bezeichnete Schüttkunst als „verschmierte Farbe nach Art der Primaten“. Hofer: Es gehört zur Freiheit des Künstlers, einen anderen Künstler kritisieren zu können. Ich würde das so nicht formulieren. Ich würde mir aber auch keinen Nitsch kaufen. Mir gefällt der Phantastische Realismus besser, wie Fuchs oder Hundertwasser.

Gendern funktioniert nicht, weil Sprache sich entwickelt. Man kann das Binnen-I nicht oktroyieren.

profil: Sie singen immer den alten Text der Bundeshymne ohne den Bezug auf die Töchter? Hofer: Ja. profil: Als Bundespräsident wollen Sie weiterhin die alte Version singen? Hofer: Ja. profil: Das ist doch fragwürdig, wenn ausgerechnet das Staatsoberhaupt den falschen Text singt. Hofer: Es ist ja nicht verboten, einen anderen Text zu singen. profil: Der Text der Bundeshymne ist per Gesetz festgelegt. Hofer: Das nehme ich zur Kenntnis. Aber es ist nicht verboten, sie so zu singen, wie sie meine Mutter und meine Großmutter ­gesungen haben. Ich habe zwei Töchter. Die sollen die gleichen Chancen haben. Ich denke aber nicht, dass man über eine Bundeshymne Gesellschaftspolitik betreiben sollte. Damit tut man den Frauen nichts Gutes, weil man damit die wichtigen Themen ausblendet.

profil: Sie sind auch gegen das Gendern? Hofer: Gendern funktioniert nicht, weil Sprache sich entwickelt. Man kann das Binnen-I nicht oktroyieren. profil: Werden Sie auch als Bundespräsident den Akademikerball der Burschenschaften in der Hofburg besuchen? Hofer: Es handelt sich um einen FPÖ-Ball. Ich möchte gern einen Ball von jeder ­Partei besuchen. profil: Etwa ein Gschnas der Wiener Gemeindebediensteten? Hofer: Es wird genug Bälle von SPÖ-Parteiorganisationen geben, die ich besuchen könnte. profil: Sie glauben, Sie werden eingeladen? Hofer: Ich werde mich darum bemühen.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.