Ich mache Fehler. Unter Wahrheitspflicht.
Guten Morgen!
Disclosure: Dies ist eine Morgenpost, weil sie am Morgen gelesen wird. Geschrieben werden die Texte aber meist am späten Nachmittag des Vortages. Nur in Ausnahmefällen quälen wir uns morgens aus den Federn, oder wir machen durch, damit wir sie aktuell mit den Fakten und unserem Senf dazu beliefern können.
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil ich Ihnen von einem typischen Montag berichten will, also dem für mich heutigen und für sie gestrigen Tag, und von Reaktionen aus dem geschätzten Kundenumfeld des profil. Vorausgeschickt: Am Wochenende, also ab Publikation des E-Papers Samstag morgens melden sich gerne unmittelbar Betroffene bei mir. Meist sind das Politiker, die häufiger unzufrieden als zufrieden mit uns sind. Unlängst etwa erwischte mich ein Wiener Stadtrat beim Einkauf, dessen Stimmvolumen die Billa-Kassiererin (Wien Freyung) ängstigte, obwohl mein Mobiltelefon gar nicht auf Lautsprecher geschaltet war. Ich habe aufgelegt. („Aufgelegt?“ Für die jüngeren LeserInnen: „Aufgelegt“ stand für die Beendigung eines Telefonats, als man noch den Hörer auf die Gabel legte. „Gabel?“ „Hörer?“ Ok, ich gebe auf.)
Unter den Fingern … ähhh … Nägeln brennt es.
Aber eigentlich wollte ich ja vom Montag erzählen. Am Montag melden sich meist Sie, geschätzte Leserinnen und Leser. Das spricht für wohlüberlegte Reaktionen. Heute etwa schrieb mir ein Freund aus meinem Heimatort eine SMS mit diesem Text: „Wenn ein Wirtshaus krachevoll unter den Fingern brennt …“ Mein Freund war Professor an einem Gymnasium gewesen. Er liebt profil und daher auch die deutsche Sprache. Folgerichtig rann (er liebt übrigens auch das Imperfekt) mir ein kalter Schauer über den Rücken – ich wusste, was er meinte und was er monierte. Der zweite Satz in meinem dieswöchigen Leitartikel lautet in der Printausgabe nämlich: „Nichts brennt unter den Fingern.“ Und es sollte natürlich heißen: „Nichts brennt unter den Nägeln.“ Meine Entschuldigung an ihn und Sie alle: Der abgedruckte Text entspricht nicht der redigierten und korrigierten Letztversion, die ich geschrieben habe. Ein Technik-Fehler also (inzwischen online ausgebessert). Nützt zwar nichts mehr, aber: Ich bin bereit, das unter Wahrheitspflicht (drei Jahre Haft) und sogar Eid (zwei zusätzliche Jahre) zu bezeugen.
Besonders unangenehm: Mein Freund hat mich schon unlängst auf eine dubiose Formulierung hingewiesen. Ich hatte (hier) mehrfach das Wort „Disclaimer“ verwendet, „Disclosure“ wäre aber wohl besser gewesen (was ich zum Einüben daher als Eingangswort dieses Textes verwendet habe). Mit Mühe, konnte ich den Fehler damals noch als Streitfall hinstellen.
Die Gerüchteküche brodelt
Was sonst noch geschah und geschehen wird: Am vergangenen Freitag brodelte die Gerüchteküche: Weitere Enthüllungen in der Chat-/SMS-/Mailaffäre stünden unmittelbar bevor, hieß es. „Die Presse“ berichtete dann am Samstag, dass die WKStA „en passant“ den Verdacht hegte, Kanzler Kurz hätte den damaligen Finanzminister Löger vor einer Hausdurchsuchung gewarnt. Löger bestreitet das entschieden. Dennoch: Die Gerüchte brodeln weiter. Es gibt noch sehr viel an elektronischem Verkehr der Regierung auszuwerten. Auch und besonders von profil. Ich hoffe, ich habe Sie neugierig gemacht.
Ihr Christian Rainer
Herausgeber und Chefredakteur
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