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profil-Morgenpost

Wenn sich das Klima wandelt

Von Poloshirts, Anzugträgern und „smarten“ Thermostaten.

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Guten Morgen!

Es ist soweit: Die Folgen der globalen Klimaerwärmung sind auch bei mir angekommen – und sichtbar geworden. Meine Kolleginnen und Kollegen in der profil-Redaktion müssen an dieser Stelle stark sein. Einige von ihnen haben mich wahrscheinlich noch nie ohne Sakko erlebt. Wenn doch, dann zumindest mit langärmeligem Hemd. Selbst im Corona-Homeoffice ist es mir bisher mit viel Willenskraft gelungen, einen gewissen textilen Anstand aufrecht zu erhalten. Doch das jüngste Temperatur-Hoch hat mich mürbe gemacht. Mit Poloshirt und kurzer Hose sitze ich vor dem Computer und tippe schwitzend diese Zeilen. Den Fotobeweis erspare ich Ihnen und mir, schließlich will man/Mann so nicht in Erinnerung bleiben (auch, wenn angeblich heuer ganz, ganz kurze kurze Hosen für Herren modisch der letzte Schrei sein sollen).

Sommer, in denen es heißer ist als gewohnt und die Hitze länger andauert, werden in Zukunft wohl eher häufiger vorkommen. Dass ich nicht der einzige bin, bei dem das Spuren hinterlässt, zeigte unlängst ein Blick in die Klimageräte-Abteilung eines großen Elektrofachhändlers. Stylische Klimageräte für mehrere Hundert Euro gehen weg wie die warmen – pardon: kalten – Semmeln. Was das für den Stromverbrauch bedeutet, sieht man in Ländern, in denen Klimaanlagen längst zur Standardausrüstung jedes Privathaushaltes gehören.

Ferngesteuerte Klimaanlagen

In den USA schrammen manche Gegenden bei Hitzewellen immer mal gerade so an einem Blackout vorbei. Um derartige Probleme zu verhindern, setzten Stromversorger in Texas vor einigen Tagen einen bemerkenswerten – in gewisser Weise jedoch auch besorgniserregenden – Schritt: Per Fernsteuerung unterbanden sie, dass Kunden ihre Klimageräte weiter nach unten regeln konnten. Die modernen Technik, durch die Haushaltsgeräte inklusive Thermostate mit dem Internet verbunden sind, macht das möglich. Gegebenenfalls ist es im sogenannten Smart-Home dann eben ein bisschen wärmer.

Wer mehr über die Folgen der Klimakrise und über die großen Umweltthemen der heutigen Zeit erfahren möchte, dem sei der Podcast „Tauwetter“ von Christina Hiptmayr und Joseph Gepp wärmstens (nochmals pardon) ans Herz gelegt. Kürzlich erschien bereits die elfte Folge. Alle Episoden können Sie kostenlos auf profil.at nachhören.

Ein Investorengericht für die EU?

Joseph Gepp hat sich Anfang dieser Woche übrigens noch mit einem anderen Klima eingehend beschäftigt: Um das „Investitionsklima in der EU zu optimieren“, überlegt die Europäische Kommission, einen „Investitionsgerichtshof auf EU-Ebene“ einzuführen, wie eine gemeinsame Recherche von profil und „Der Spiegel“ zeigt. Derartige Investorengerichte gelten als höchst umstritten, da sie letztlich an der normalen Gerichtsbarkeit vorbeiführen.

Vorstände ohne Frauen

Christina Hiptmayr wiederum hat sich in der aktuellen profil-Ausgabe Männern gewidmet, die im Alltag modetechnisch sogar noch über meine hochgesteckten Zielvorstellungen hinausgehen: den Anzugträgern. Auffallend gehäuft treten diese in der Führungsebene großer Unternehmen auf. In 15 von 20 ATX-Konzernen ist der Vorstand ausschließlich männlich besetzt. Welche Ausreden die Firmen dafür finden, lesen Sie hier.

Natürlich sind die Vorstandsetagen entsprechend klimatisiert, was das Anzugtragen zur Zeit einigermaßen erleichtern dürfte. Vielleicht würde ein sachtes Drehen am Smart-Thermostat mehr bewirken als die bisherigen Versuche, für Geschlechtergerechtigkeit im Top-Management zu sorgen?

Bewahren Sie in dieser heißen Zeit einen kühlen Kopf!

Stefan Melichar

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Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).