profil-Morgenpost: Mit oder ohne Rosinen?
Medien sind immer nur so objektiv, wie jene, die sie befüllen. Auch die reflektiertesten Redakteure sind beeinflusst durch ihre eigene Lebensrealität. Probleme, die uns selbst nah sind, erscheinen uns oft dringlicher. In der profil-Redaktion gleichen wir etwaige persönliche Tendenzen durch eine große Meinungsdiversität aus. Nicht nur in der Redaktionssitzung gibt es oft hitzige Diskussionen über unsere verschiedenen Zugänge, auch am Gang wird viel argumentiert - und sei es, ob Brioche besser mit oder ohne Rosinen ist.
Und dennoch: Wenn sie diese Morgenpost öffnen, schauen Ihnen immer relativ ähnlich aussehende Gesichter entgegen, wenn auch im Geschlecht variierend. Mit der Black-Lives-Matter-Debatte ist aber auch eine Diskussion über Diversität in den Medien entstanden. Welche Stimmen fehlen im medialen Diskurs in Österreich? Darüber haben Kollege Stephan Wabl und profil-Volontärin Johanna Brodträger mit den Journalistinnen Melisa Erkurt (ORF, "Falter") und Vanessa Spanbauer ("fresh - Black Austrian Lifestyle") gesprochen. Sie meinen: "Österreichs Medien haben versagt."
Zufrieden mit den Medien hierzulande ist hingegen der deutsche Botschafter in Wien und ehemalige "Spiegel"-Journalist Ralf Beste im Interview zu 50 Jahren profil. Auf den Journalismus blicke er nach dem Seitenwechsel immer noch mit einer gewissen Empathie: "Auch im Bewusstsein, dass sich viele Produktions- und Arbeitsbedingungen doch eher verschlechtert haben. Deswegen werfe ich Journalisten manches auch nicht vor: Mir ist klar, dass sie oft unter Bedingungen arbeiten, mit denen nicht jeder klarkommen würde."
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Dienstag mit besten Arbeitsbedingungen,
Ines Holzmüller
PS: Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.