Schneemangel: Trocken im Abgang
Mein Elternhaus in Oberösterreich liegt auf 640 m Höhe. Als wir vor über 20 Jahren dort einzogen, sind wir im Winter regelmäßig mit dem Auto in Schneeverwehungen stecken geblieben. Mehr als einmal mussten uns Nachbarn mit dem Traktor befreien. Heute ist es eine Seltenheit geworden, dass die Straße vereist oder der Garten verschneit ist. Anekdotische Evidenz, ich weiß, doch eine Studie unter der Leitung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigt sie einmal mehr.
Über die gesamte Fläche und alle Höhenlagen Österreichs gemittelt hat die Dauer der Schneedecke seit 1961 um 40 Tage abgenommen. Unter 1500 Metern Seehöhe ist der Effekt besonders drastisch. Das schadet Landwirtschaft und Tourismus. Viele Skigebiete in niedrigeren Lagen sind längst Geschichte. Düstere Aussichten für zukünftige Semesterferien.
Schneemangel macht sich auch bei den Olympischen Winterspielen bemerkbar. Deren Schauplatz liegt nämlich in einer der trockensten Regionen der Erde, unweit der Wüste Gobi. Die Spiele finden auf komplett künstlich erzeugtem Schnee statt, was im Vorfeld für viel Kritik sorgte. Technoalpin, die Südtiroler Firma, die für die Beschneiung zuständig ist, rechnet laut „Kleine Zeitung“ mit einem Wasserverbrauch von 1,5 Milliarden Litern. Andere Berechnungen gehen von 2,5 Milliarden Litern aus.
Ist das noch zeitgemäß? Das fragen meine Kollegen Sebastian Hofer und Wolfgang Paterno im aktuellen profil die Wiener Schriftstellerin Marlene Streeruwitz: „In China gibt es einen gelenkten Boom des innerstaatlichen Skitourismus, der allein auf Kunstschnee basiert. Reines Theater im Sinne eines großen Quasi. Und der schönste Weg für eine Gesellschaft, auszusterben. Der Spaß des Zufalls, jegliches Abenteuer ist suspendiert. Dennoch gibt es bei Olympia diesen einen dramatischen Augenblick, in dem das Gewinnen stattfindet. Darin steckt die Unmittelbarkeit, die Theater hätte, wenn es ein Theater wäre. Für diese Unmittelbarkeit ist aber der Zuschauer, die Zuschauerin vor Ort wichtig“. Das ganze Gespräch lesen Sie hier.
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Ines Holzmüller
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