profil-Morgenpost: Verbieten verbeten
Der profil-Redakteur als solcher ist – und der Überraschungseffekt dieser Information hält sich jetzt in ähnlich engen Grenzen wie Donald Trumps Fähigkeit, Sachverhalte zu verstehen, deren Komplexität über das große Einmaleins hinausreicht; oder nein, doch das kleine - ein freiheitsliebender Mensch. Wäre dem nicht so, würde er wohl woanders arbeiten. Zum Beispiel als eine der gezählten 59 mit Presse- und Kommunikationsagenden beschäftigten „His Master’s Voices“ im Bundeskanzleramt (ob diese himmelschreiend bescheidene Schar von Helferleins ihren Chef für seinen Auftritt im Ibiza-U-Ausschuss auch gut gebrieft hat, werden ihnen Christina Hiptmayr und Stefan Melichar im nächsten Heft darlegen - aber das ist eine andere Geschichte).
Unter all jenen in unserem verwegenen Redaktionshaufen, die sofort den Marquis von Posa in Schillers „Don Carlos“ spielen könnten (also zumindest einen Satz lang, nämlich: „Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire!“) ragt aber zweifellos eine Kollegin besonders heraus: Rosemarie Schwaiger. Wer ihr etwas verbieten möchte, sollte sich nicht bloß warm anziehen. Hieb- und stichfest wäre diesfalls deutlich angebrachter. Seit Beginn der Corona-Krise, für deren Bewältigung sie den schwedischen Weg deutlich bevorzugt hätte, geißelt Schwaiger unerbittlich und wortgewaltig die Regierung für Freiheitsentzug und Überwachung , die Förderung neuer Blockwart-Mentalität , autoritäres Auftreten oder penetrantes Selbstlob.
Und sie ist noch lange nicht fertig. Im Leitartikel unseres aktuellen Hefts („Taschengeld für die lieben Kleinen“) nimmt sich Schwaiger die ihrer Meinung nach gönnerhafte Attitüde vor, mit der die Regierung Hilfsgelder und Förderungen verteilt. Ständig sei von „großzügigen Hilfspaketen“ die Rede, „gerade so, als müssten die Mitglieder der Bundesregierung ihre Sparbücher auflösen und fortan nur noch Kartoffelsuppe essen, damit unsereins weiterhin in Saus und Braus leben kann.“ Und Schwaiger fordert: „Die Regierung sollte endlich wieder anfangen, uns Bürger wie Erwachsene zu behandeln.“
Wobei sich dahingehend ja so manche Regierung schon in normalen Zeiten einigermaßen schwertun soll. Aber nicht mit uns. Und schon gar nicht mit Rosemarie Schwaiger.
Einen befreienden Tag wünscht Ihnen
Rainer Nikowitz