Warum Krieg?
Sigmund Freud war wahrlich erschrocken, als ihn Albert Einstein im Herbst 1932 zu einem Gedankenaustausch über das Thema Krieg einlud. Freud fühlte sich anfangs inkompetent. Die Frage, wie das Verhängnis des Krieges von den Menschen abzuwehren sei, falle als eine praktische Aufgabe doch Staatsmännern zu, zögerte Freud.
Er argumentierte ganz ähnlich wie die neue Friedensbewegung, die durch den Überfall auf die Ukraine praktisch über Nacht entstanden ist: jung, laut, selbstbewusst, auch wenn über gemeinsame Ziele nicht unbedingt Einigkeit herrscht.
Magdalena Frauenberger, Aktivistin von Fridaysforfuture fordert einen sofortigen Stopp russischer Öl- und Gasimporte. Zu Fragen von Neutralität, NATO-Beitritt, Waffenlieferungen und Flugverbotszone sagt sie im neuen profil: „Wir sind junge Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten. Wir haben da keine Meinung. Da gibt es andere Leute, die sich besser auskennen. Wir haben keine Kompetenz. Wir sind für den Frieden und Klimagerechtigkeit“.
Bevor sich nun jemand mokiert über das angeblich "Unpolitische" dieser Antwort, schauen wir, wie sich Freud aus der Affäre zog. Der Seelenforscher, mit 78 Jahren stand er schon am Ende seines Lebens, näherte sich der Sache, indem er über das Verhältnis von Recht und Macht bzw. Recht und Gewalt nachdachte und aufzeigte, wie sich das eine aus dem Anderen entwickelte. Freud sah nur einen Weg von roher oder intellektuell gestützter Gewalt zum Recht: durch die Vereinigung der Schwachen. Diese Einigung müsste allerdings dauerhaft sein, um eine Autorität zu entwickeln; um Organe zu bestimmen, die über die Einhaltung von Vorschriften wacht, und um Gemeinschaftsgefühle wachsen zu lassen.
„Eine sichere Verhütung der Kriege ist nur möglich, wenn sich die Menschen zur Einsetzung einer Zentralgewalt einigen, welcher der Richterspruch in allen Interessenkonflikten übertragen wird.“
Ob das jemals gelingen könnte, lässt Freund offen. Er sei sich nur über eines gewiss: „Alles, was die Kulturentwicklung fördert, arbeitet auch gegen den Krieg.“
Und so empfehle ich Ihnen das Streitgespräch zwischen der Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser zu den Themen: Neutralität und NATO-Beitritt.
Träumen Sie, gehen Sie mit Herz und Verstand in die nächsten Tage. In den Worten des französischen Präsidenten Emanuel Macron könnte den Menschen in der Ukraine das Schlimmste noch bevorstehen.
Christa Zöchling