profil-Morgenpost: Zipfen Sie die Bayern auch so an?
Es ist an der Zeit, über die Zumutungen zu sprechen, die aktuell von unseren stammverwandten Nachbarn, den Bayern, ausgehen. Aus Berliner Sicht gilt der Bayer als „der Übergang vom Österreicher zum Menschen“ (Theodor Mommsen) – wahrscheinlich noch mehr, seit in Wien Sebastian Kurz regiert. Was auch immer der Ösi-Abiturient in den vergangenen drei Jahren ausheckte, übernahm die CSU in München, filterte es ein wenig und pflanzte damit Angela Merkel mit einer Hinterfotzigkeit, die der österreichischen sehr nahekommt. Klar, dass der Sebastian Ehrenspezi bei jedem CSU-Parteitag war. Zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Kurz passte kein Fuzel Weißwursthaut. Bis vorgestern. Da erklärte Söder, von Österreich „schwer enttäuscht“ zu sein, weil der Bundeskanzler keine Flüchtlinge aus Lesbos aufnehmen wolle. Wörtlich sprach Söder von einer „sehr starren Grundsatzhaltung“, er habe sich „etwas mehr Herzlichkeit“ erwartet.
Robert Treichler, profil-Außenpolitik-Ressortleiter, bezeichnet Kurz´ Verhalten im aktuellen profil sogar als „Kaltherzigkeit“. Wollen Sie Treichlers Artikel lesen, müssen Sie das Heft kaufen. So kaltherzig sind wir. Es zahlt sich aber aus, handelt es sich doch um die pralle Jubiläumsausgabe zum 50. profil-Geburtstag. Als aufmerksame MoPo-Leser wissen Sie natürlich längst Bescheid. Um Ihr Geld bekommen Sie im Jubiläumsheft auch eine Führung durch die Galerie von 2500 Coverseiten, die in 50 profil-Jahren entstanden. Wir haben die Titelseiten in zehn Themenblöcke aufgeteilt, darunter Sex, Freud und Papst. Nicht nur ihr österreichisches Spitzenpersonal, sondern auch die Päpste aus Polen, Bayern und Argentinien fanden sich regelmäßig auf dem profil-Cover. Im Jahr 1998, vor der dritten Reise von Johannes Paul II. nach Österreich, titelten wir etwas flapsig: „Wen kratzt der Papst?“. 2002 schrieben wir auf das Cover: „Spekulationen über Papst-Rücktritt“ – und irrten uns damit nur um elf Jahre und einen Papst. Was Benedikt XVI. 2013 tat, würde kein bayerischer Ministerpräsident oder österreichischer Bundeskanzler wagen: ein gottgegebenes Amt aus freiem Willen aufgeben. (Die beliebte Fangfrage „Wie grüßen sich zwei Päpste?“ hat Benedikt damit leider zerstört.)
Kicker hatten wir mehrmals auf dem Cover, etwa Bruno Pezzey oder Herbert Prohaska. Auf einer der jüngeren Titelseiten ist David Alaba abgebildet, an dem sich die Bayern gerade versündigen. Alaba will mehr Marie, schließlich ist er vor kurzem Vater geworden. Der FC Bayern München argumentiert, er hätte nicht so viel Kindergeld. FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß nannte Alabas Manager „einen geldgierigen Piranha“. Das hatte fast Söder-Qualität.
Zwei weitere aktuelle weiß-blaue Ärgernisse: die bayerische Grenzpolizei, die mit ihren Corona-Kontrollen Freifahrt und Fließverkehr auf unserer Seite behindert; die Airbus-Tochter Eurofighter Jagdflugzeug in Freising, die sich beharrlich weigert, von unserer Verteidigungsministerin kennen gelernt zu werden. Geschieht ihnen recht, den Bayern, dass ihr Sauffestival in München heuer ausfällt. Wer wirklich Böses über sie lesen will, findet es hier.
Jubilieren Sie mit uns!
Gernot Bauer
PS: Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.