PROFIL-SONNTAGSFRAGE

profil-Umfrage: FPÖ zieht davon

Der Höhenflug der Blauen erreicht neue Dimensionen, Herbert Kickl liegt in der Kanzlerfrage mit Amtsinhaber Karl Nehammer gleichauf. Die ÖVP stabilisiert sich auf niedrigem Niveau auf Platz 2. Die SPÖ kommt nicht recht vom Fleck. Die Unzufriedenheit mit der Regierung wächst.

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Der Der Abstand wächst und wächst und wächst: Die FPÖ zieht den anderen Parteien davon. Sie erreicht in der großen profil-Umfrage, der ersten nach der politischen Sommerpause, mittlerweile satte 32 Prozent, das ist ein Plus von zwei Prozentpunkten (siehe Grafiken). Das wäre deutlich über dem historisch besten Wahlergebnis der FPÖ in ihrer Parteigeschichte, das sie seinerzeit im Jahr 1999 mit knapp 27 Prozent unter Jörg Haider erzielt hatte. Nun ist die FPÖ seit dem Frühjahr 2023 ungebrochen im Aufwind, der Abstand zu den anderen Parteien beträgt mittlerweile erkleckliche acht Prozentpunkte und ist damit deutlich über der Schwankungsbreite (+/-3,7 %).

Auf dem zweiten Platz hat sich die ÖVP stabilisiert, die konstant bei 24 Prozent bleibt, aber offenbar von ihrer Sommeroffensive (Stichwort: was „normal“ ist) nicht profitieren konnte. Ein Alarmzeichen für die ÖVP bedeuten die Werte der fiktiven Frage zur Bundeskanzler-Direktwahl – fiktiv, weil Kanzler in Österreich nicht direkt gewählt werden: Von einem Kanzlerbonus für Amtsinhaber Karl Nehammer ist nichts bemerkbar, der Kanzler liegt in der Kanzlerfrage mit 20 Prozent gleichauf mit FPÖ-Chef Herbert Kickl. Alle anderen Parteien liegen deutlich dahinter – der neue SPÖ-Parteichef Andreas Babler erreicht lediglich 13 Prozent.

Generell kommt die SPÖ, die sich die Rückeroberung des Kanzleramts vorgenommen hat, nicht recht voran: Im Juni, nach der turbulenten Zeit der Mitgliederbefragung und holprigen Kür von Andreas Babler zum neuen Parteichef, war sie bei 20 Prozent gelegen – nun steigt sie zwar auf 21 Prozent, der erste Platz und damit der Anspruch auf das Bundeskanzleramt liegt aber derzeit deutlich außer Reichweite.

Enttäuschend auch das Ergebnis für die Grünen: Sie sacken um zwei Prozentpunkte auf neun Prozent ab und liegen damit gleichauf mit den NEOS. Auf rund zwei Prozent kommt die KPÖ – die bei der Landtagswahl in Salzburg einen Überraschungserfolg gefeiert hatte, bei der aber noch nicht klar ist, in welcher Form (in einem Wahlbündnis oder allein) und mit welchem Spitzenkandidaten sie bei der Nationalratswahl antritt. Generell: Die Politlage kann sich verändern, wenn neue Parteien antreten – potenzielle Kandidaten wie die Bierpartei und Dominik Wlazny oder Tassilo Wallentin haben sich noch nicht deklariert.

Chancen hätte jede Protestpartei, denn die Unzufriedenheit mit der Regierung ist extrem hoch: Insgesamt sind nur 24 Prozent mit der Arbeit der ÖVP-Grünen-Koalition sehr oder eher zufrieden – mit 72 Prozent ist die große Mehrheit sehr oder eher unzufrieden. Derart hoch war die Unzufriedenheit mit einer Regierung zuletzt im Juni 2016, also nach der großen Flüchtlingskrise. Am ehesten zufrieden sind derzeit noch die ÖVP-Anhänger mit 62 Prozent – bemerkenswert hingegen der Wert der zweiten Regierungspartei: 65 Prozent der Wählerschaft der Grünen zeigen sich mit der Arbeit der Regierung sehr oder eher unzufrieden.

Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage fällt mit insgesamt 57 Prozent sehr oder eher gut aus.

Das absolute Top-Thema-Nummer 1, das die Bevölkerung mit hohem Abstand am meisten bewegt, ist die Teuerung. Satte 59 Prozent sagen: Darum sollte sich die Politik besonders kümmern. Mit 27 Prozent sind knapp halb so viele der Meinung, die Politik solle sich um das Gesundheitssystem kümmern. Dahinter folgt das Thema Energiekosten/Energieversorgung. Erst auf Platz vier das Thema, das einen großen Teil der politischen Debatte dominiert – Asyl und Zuwanderung. Es liegt gleichauf mit dem Thema Klimakrise.

Von all den Themen profitiert derzeit vor allem eine Partei: die FPÖ.

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin