profil vor 25 Jahren: Ausserwinklers Feldzug
Eine Debatte um Verbote gab es auch vor 25 Jahren - und es ging nicht nur ums Rauchen. Nach seinem viel diskutierten "Nikotin-Feldzug" wolle SPÖ-Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler den Österreichern nun "auch gleich das Trinken abgewöhnen", schrieb profil in der Ausgabe vom 15. Februar 1993: mit einer 0,5-Promille-Grenze im Straßenverkehr sowie einer Erhöhung der Alkoholpreise und der Altersgrenze für Jugendliche ("Bier erst ab 17"). Denn die "weinselige Alpenrepublik" Österreich sei beim Alkoholkonsum immer an den vorderen Plätzen der "weltweiten Trinker- Hitlisten" zu finden. Der zu erwartende "empörte Aufschrei von Gastwirten, Industrie und Autofahrerverbänden" schreckte Ausserwinkler nicht ab. Er werde auch bei starkem Gegenwind sicher nicht "den Hut draufwerfen", erklärte er, "weil ich es nämlich meinen Gegnern nicht zumuten möchte, plötzlich auf mich verzichten zu müssen".
Auf eine Personaldebatte hätte die SPÖ gerne verzichtet. Seit aber Innenminister Franz Löschnak überraschend Interesse an einer Kandidatur für den Wiener Parteivorsitz angemeldet hatte, tobte ein "einigermaßen heftiger Erbfolgekrieg". Hatte doch bis dahin Umweltstadtrat Michael Häupl als Favorit für diesen Posten gegolten. Im Leitartikel thematisierte Herbert Lackner "die zunehmende Unfähigkeit" der SPÖ, "Nachfolgefragen zu lösen", und analysierte, warum sie "nicht einmal ansatzweise" eine Hofübergabe schaffe, "bei der die Partei post festum nicht wirkt wie König Etzels Hof nach dem Mahle".