profil vor 25 Jahren: "Autos raus"
Unter dem - einem alten Sponti-Spruch entlehnten -Titel "Trau keinem über dreißig" berichtete profil in der Ausgabe vom 18. Mai 1992 über die Pläne der Politik, den "Verkehrsinfarkt" auf Österreichs Straßen zu kurieren: mit Tempo 30, Kurzparkzonen und kostenpflichtigen Parkpickerln für Anrainer in den Stadtzentren. "Autos raus" schien das einzige Rezept im Kampf gegen die Verkehrslawine zu sein. "Das Ende der grenzenlosen Freiheit und Mobilität" sei wohl gekommen, schrieb profil. In Wien waren damals rund 677.000 Fahrzeuge gemeldet, "fast dreieinhalb Mal so viele wie 1960", österreichweit hatte sich "die Kfz-Flut von 927.000 auf 4,24 Millionen" ausgeweitet. Nun räche sich, dass die Politik jahrzehntelang dem Straßenverkehr Vorrang eingeräumt und sogar Unterführungen für die Passanten gebaut hatte, damit die Autofahrer "nicht durch lästige Fußgänger behelligt" würden.
Zum unfreiwilligen Fußgänger wurde Kanzler Franz Vranitzky: Ein durch starken Regen verursachtes Verkehrschaos zwang ihn vom Dienstwagen in die U-Bahn, um rechtzeitig zu einem Termin am Stephansplatz zu kommen. Mit an Bord der U3 fuhren Vranitzkys Gäste, Noch-VW-Chef Carl H. Hahn und sein designierter Nachfolger Ferdinand Piëch. Gemeinsam diskutierte man anschließend im Haas-Haus über die Zukunft des Individualverkehrs.