profil vor 25 Jahren: Das Habsburg-Comeback
Der Chef der Österreich Werbung posierte bei einem Pressetermin im „Kaiser-Outfit“, Ausstellungen über „Imperial Austria“ tourten um die Welt, ein Salzburger Kleidermacher präsentierte seine „Habsburg“-Kollektion, und in Wien feierte das Musical „Elisabeth“ Publikumserfolge, auch wenn einzelne Kritiker es als „nekrophile Knutscherei in der Kaisergruft“ (Austria Presse Agentur) und „klebriges Apokalyptus-Bonbon“ („Spiegel“) bewerteten. „Bis 1996 wird Österreich weltweit nur noch unter dem Gütesiegel Habsburg vermarktet“, berichtete profil in der Ausgabe vom 14. September 1992 über das „Habsburg-Comeback“, zu dem auch der „größte Coup in der jüngsten Fernsehgeschichte“ („Kronen Zeitung“) beitrug: das Engagement von Karl Habsburg als Showmaster für das ORF-Quiz „Who is Who“. Die Reaktionen auf das Habsburg-Revival waren geteilt: Otto Habsburgs Biograf fand es „phantastisch“, Nationalratspräsident Heinz Fischer sah darin „bloße Folklore“. Und während Erwin Ringel, der „Doktor der österreichischen Seele“, die „Suche nach dem großen Vater in einer vaterlosen Gesellschaft“ als treibende Kraft hinter der Kaiser-Nostalgie diagnostizierte, wollte Otto Habsburg, CSU-Abgeordneter im Europa-Parlament, die Doppelmonarchie als Vorbild verstanden wissen: „Was damals Kaiser Franz Joseph war, ist heute die Europäische Gemeinschaft“, erklärte er der Pariser Tageszeitung „Le Figaro“.