profil vor 25 Jahren: Die Spaltung der FPÖ
Heide Schmidt war innenpolitisches Tagesthema Nummer eins. In einer Pressekonferenz hatte die Dritte Nationalratspräsidentin und Stellvertreterin von Jörg Haider gemeinsam mit vier FPÖ-Abgeordneten ihren Parteiaustritt und die Gründung des Liberalen Forums bekannt gegeben. Wie Schmidt "den Abgang der letzten Liberalen" aus der freiheitlichen Partei inszeniert hatte, beschrieb profil in der Titelgeschichte vom 8. Februar 1993 und analysierte mögliche Auswirkungen auf die FPÖ. In einer Umfrage meinten 62 Prozent, Heide Schmidts Austritt werde den Freiheitlichen "eher schaden". Meinungsforscher schätzten, dass bei künftigen Wahlen "fünf Prozent für das Liberale Forum durchaus drinnen" seien.
Tiefe Narben
Die Parteispaltung habe bei Jörg Haider tiefere Narben hinterlassen als die "mangelnde Gefolgschaft für sein Ausländer-raus-Begehren", schrieb Josef Votzi im Leitartikel -und dämpfte gleichzeitig die Euphorie vieler Haider-Gegner, die das Ende seiner Erfolgsgeschichte gekommen sahen. Heide Schmidt werde Haider "bestenfalls ein paar Prozentpunkte abtrotzen können". Das Kalkül des FPÖ-Obmanns, "mit einem als Volksbegehren getarnten Zwischenwahlkampf beim nächsten regulären Urnengang neuerlich zu punkten, könnte bald aufgehen", so Votzi weiter, denn "das Gros der Ausländerhasser" sei keineswegs bekehrt. Zwar habe nur jeder 14. Österreicher das Volksbegehren unterschrieben, doch "jeder vierte Österreicher ballt indes verdrossen die Faust in der Tasche".