profil vor 25 Jahren: "Direkte Worte" von Alfred Hrdlicka an Wolf Biermann

Das profil vom 12. Dezember 1994.

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Ein skandalträchtiges Dramolett zeichnete profil unter dem Titel "Die Genese einer Selbstdemontage" in der Coverstory vom 12. Dezember 1994 nach: Der Bildhauer Alfred Hrdlicka, Gestalter des Mahnmals gegen Krieg und Faschismus am Wiener Albertinaplatz, hatte in einem offenen Brief dem einst aus der DDR ausgebürgerten Liedermacher Wolf Biermann "die Nürnberger Rassengesetze an den Hals" gewünscht und ihn als "angepassten Trottel" beschimpft - als Reaktion auf eine grobe öffentliche Polemik Biermanns gegen die PDS-Abgeordneten Gregor Gysi und Stefan Heym. Dass der Direktor des Wiener Jüdischen Museums Hrdlicka zu seinen "direkten Worten" gratulierte, ließ die Affäre weit über Österreich hinaus hochkochen.

Da half es Julius H. Schoeps auch nichts, dass er seine spontane Wortmeldung nachträglich zu relativieren versuchte: "Alle reden von dem einen Satz. Ich habe den gar nicht so exakt gelesen", verteidigte sich Schoeps, Hrdlickas Formulierung sei "sicher inakzeptabel", seine prinzipielle Kritik an Biermann aber "berechtigt". Daraufhin schrieb profil-Autor Henryk M. Broder, der in einer ersten Reaktion Hrdlicka einen "linken Nazi" geheißen hatte, einen geharnischten Kommentar, in dem er Schoeps vorwarf, "entweder nicht lesen oder nicht denken" zu können. Der Fall Schoeps sei, so Broder, für ihn "sehr interessant","weil ich die Behauptung von der besonderen jüdischen Intelligenz in das Reich der antisemitischen Fabeln verwiesen habe". Also freue er sich eigentlich, "weil Professor, Doktor und dann noch Jude und trotzdem doof, das ist schon ganz ordentlich".